StPO (5) | ||
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1 48 72 94 112 131 151 198 [ « ] [ I ] [ » ] 226 296 359 374 407 449 474 | [ ] |
Verhaftung |
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(1) 1Die Untersuchungshaft darf gegen den Beschuldigten angeordnet werden, wenn er der Tat dringend verdächtig ist und ein Haftgrund besteht.
2Sie darf nicht angeordnet werden, wenn sie zu der Bedeutung der Sache und der zu erwartenden Strafe oder Maßregel der Besserung und Sicherung außer Verhältnis steht.
(2) Ein Haftgrund besteht, wenn auf Grund bestimmter Tatsachen
festgestellt wird, daß der Beschuldigte flüchtig ist oder sich verborgen hält,
bei Würdigung der Umstände des Einzelfalles die Gefahr besteht, daß der Beschuldigte sich dem Strafverfahren entziehen werde (Fluchtgefahr), oder
das Verhalten des Beschuldigten den dringenden Verdacht begründet, er werde
Beweismittel vernichten, verändern, beiseite schaffen, unterdrücken oder fälschen oder
auf Mitbeschuldigte, Zeugen oder Sachverständige in unlauterer Weise einwirken oder
andere zu solchem Verhalten veranlassen, und wenn deshalb die Gefahr droht, daß die Ermittlung der Wahrheit erschwert werde (Verdunkelungsgefahr).
(3) Gegen den Beschuldigten, der einer Straftat nach § 129a Abs.1 oder nach den §§ 211, 212, 220a Abs.1 Nr.1, § 226, 306b oder 306c des Strafgesetzbuches oder, soweit durch die Tat Leib oder Leben eines anderen gefährdet worden ist, nach § 308 Abs.1 bis 3 des Strafgesetzbuches dringend verdächtig ist, darf die Untersuchungshaft auch angeordnet werden, wenn ein Haftgrund nach Absatz 2 nicht besteht.
[ RsprS ] |
§§§
(1) 1Ein Haftgrund besteht auch, wenn der Beschuldigte dringend verdächtig ist,
eine Straftat nach den §§ 174, 174a, 176 bis 179 oder nach § 238 Abs.2 und 3 (1) des Strafgesetzbuches oder
wiederholt oder fortgesetzt eine die Rechtsordnung schwerwiegend beeinträchtigende Straftat nach § 89a, (3) nach § 125a, nach den §§ 224 bis 227, nach den §§ 243, 244, 249 bis 255, 260, nach § 263, nach den § 263 §§ 306 bis 306c oder § 316a des Strafgesetzbuches oder nach § 29 Abs.1 Nr.1, 4, 10 oder Abs.3, § 29a Abs.1, § 30 Abs.1, § 30a Abs.1 des Betäubungsmittelgesetzes
begangen zu haben, und bestimmte Tatsachen die Gefahr begründen, daß er vor
rechtskräftiger Aburteilung weitere erhebliche Straftaten gleicher Art begehen
oder die Straftat fortsetzen werde, die Haft zur Abwendung der drohenden Gefahr
erforderlich und in den Fällen der Nummer 2 eine Freiheitsstrafe von mehr als
einem Jahr zu erwarten ist.
2In die Beurteilung des dringenden Verdachts einer
Tatbegehung im Sinne des Satzes 1 Nummer 2 sind auch solche Taten einzubeziehen, die Gegenstand
anderer, auch rechtskräftig abgeschlossener, Verfahren
sind oder waren (2).
(2) Absatz 1 findet keine Anwendung, wenn die Voraussetzungen für den Erlaß eines Haftbefehls nach § 112 vorliegen und die Voraussetzungen für die Aussetzung des Vollzugs des Haftbefehls nach § 116 Abs.1, 2 nicht gegeben sind.
§§§
(1) Ist die Tat nur mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu einhundertachtzig Tagessätzen bedroht, so darf die Untersuchungshaft wegen Verdunkelungsgefahr nicht angeordnet werden.
(2) In diesen Fällen darf die Untersuchungshaft wegen Fluchtgefahr nur angeordnet werden, wenn der Beschuldigte
sich dem Verfahren bereits einmal entzogen hatte oder Anstalten zur Flucht getroffen hat,
im Geltungsbereich dieses Gesetzes keinen festen Wohnsitz oder Aufenthalt hat oder
§§§
(1) Die Untersuchungshaft wird durch schriftlichen Haftbefehl des Richters angeordnet.
(2) In dem Haftbefehl sind anzuführen
die Tat, deren er dringend verdächtig ist, Zeit und Ort ihrer Begehung, die gesetzlichen Merkmale der Straftat und die anzuwendenden Strafvorschriften,
die Tatsachen, aus denen sich der dringende Tatverdacht und der Haftgrund ergibt, soweit nicht dadurch die Staatssicherheit gefährdet wird.
(3) Wenn die Anwendung des § 112 Abs.1 Satz 2 naheliegt oder der Beschuldigte sich auf diese Vorschrift beruft, sind die Gründe dafür anzugeben, daß sie nicht angewandt wurde.
§§§
1aDem Beschuldigten ist bei der Verhaftung eine
Abschrift des Haftbefehls auszuhändigen;
1bbeherrscht
er die deutsche Sprache nicht hinreichend,
erhält er zudem eine Übersetzung in einer für ihn
verständlichen Sprache.
2Ist die Aushändigung einer
Abschrift und einer etwaigen Übersetzung nicht
möglich, ist ihm unverzüglich in einer für ihn
verständlichen Sprache mitzuteilen, welches die
Gründe für die Verhaftung sind und welche Beschuldigungen
gegen ihn erhoben werden.
3In diesem
Fall ist die Aushändigung der Abschrift des
Haftbefehls sowie einer etwaigen Übersetzung unverzüglich
nachzuholen.
§§§
(1) 1Der verhaftete Beschuldigte ist unverzüglich
und schriftlich in einer für ihn verständlichen Sprache
über seine Rechte zu belehren.
2Ist eine schriftliche
Belehrung erkennbar nicht ausreichend, hat
zudem eine mündliche Belehrung zu erfolgen.
3aEntsprechend ist zu verfahren, wenn eine schriftliche
Belehrung nicht möglich ist;
3bsie soll jedoch nachgeholt
werden, sofern dies in zumutbarer Weise
möglich ist.
4aDer Beschuldigte soll schriftlich bestätigen,
dass er belehrt wurde;
4bfalls er sich weigert, ist
dies zu dokumentieren.
(2) 1In der Belehrung nach Absatz 1 ist der Beschuldigte darauf hinzuweisen, dass er
unverzüglich, spätestens am Tag nach der Ergreifung, dem Gericht vorzuführen ist, das ihn zu vernehmen und über seine weitere Inhaftierung zu entscheiden hat,
das Recht hat, sich zur Beschuldigung zu äußern oder nicht zur Sache auszusagen,
zu seiner Entlastung einzelne Beweiserhebungen beantragen kann,
jederzeit, auch schon vor seiner Vernehmung, einen von ihm zu wählenden Verteidiger befragen kann,
4a | (2) in den Fällen des § 140 Absatz 1 und 2 die Bestellung eines Verteidigers nach Maßgabe des § 141 Absatz 1 und 3 beanspruchen kann, |
das Recht hat, die Untersuchung durch einen Arzt oder eine Ärztin seiner Wahl zu verlangen,
einen Angehörigen oder eine Person seines Vertrauens benachrichtigen kann, soweit der Zweck der Untersuchung dadurch nicht gefährdet wird
(3) nach Maßgabe des § 147 Absatz 7 beantragen kann, Auskünfte und Abschriften aus den Akten zu erhalten, soweit er keinen Verteidiger hat, und
(3) bei Aufrechterhaltung der Untersuchungshaft nach Vorführung vor den zuständigen Richter
eine Beschwerde gegen den Haftbefehl einlegen oder eine Haftprüfung (§ 117 Absatz 1 und 2) und eine mündliche Verhandlung (§ 118 Absatz 1 und 2) beantragen kann,
bei Unstatthaftigkeit der Beschwerde eine gerichtliche Entscheidung nach § 119 Absatz 5 beantragen kann und
gegen behördliche Entscheidungen und Maßnahmen im Untersuchungshaftvollzug eine gerichtliche Entscheidung nach § 119a Absatz 1 beantragen kann.
2Der Beschuldigte ist auf das Akteneinsichtsrecht des Verteidigers nach § 147 hinzuweisen (4).
3Ein Beschuldigter, der der deutschen Sprache nicht hinreichend mächtig ist oder der hör- oder sprachbehindert ist, ist in einer ihm verständlichen Sprache darauf hinzuweisen, dass er nach Maßgabe des § 187 Absatz 1 bis 3 des Gerichtsverfassungsgesetzes für das gesamte Strafverfahren die unentgeltliche Hinzuziehung eines Dolmetschers oder Übersetzers beanspruchen kann (4).
4Ein ausländischer Staatsangehöriger ist darüber zu belehren, dass er die Unterrichtung der konsularischen Vertretung seines Heimatstaates verlangen und dieser Mitteilungen zukommen lassen kann.
§§§
(1) Einem verhafteten Beschuldigten ist unverzüglich Gelegenheit zu geben, einen Angehörigen oder eine Person seines Vertrauens zu benachrichtigen, sofern der Zweck der Untersuchung dadurch nicht gefährdet wird.
(2) 1Wird gegen einen verhafteten Beschuldigten nach der Vorführung vor das Gericht Haft vollzogen, hat das Gericht die unverzügliche Benachrichtigung
eines seiner Angehörigen oder einer Person seines
Vertrauens anzuordnen.
2Die gleiche Pflicht besteht
bei jeder weiteren Entscheidung über die Fortdauer
der Haft.
§§§
(1) 1Das Gericht übermittelt der für den Beschuldigten
zuständigen Vollzugsanstalt mit dem Aufnahmeersuchen
eine Abschrift des Haftbefehls.
2Darüber hinaus teilt es ihr mit
die das Verfahren führende Staatsanwaltschaft und das nach § 126 zuständige Gericht,
die Personen, die nach § 114c benachrichtigt worden sind,
Entscheidungen und sonstige Maßnahmen nach § 119 Abs.1 und 2,
weitere im Verfahren ergehende Entscheidungen, soweit dies für die Erfüllung der Aufgaben der Vollzugsanstalt erforderlich ist,
Hauptverhandlungstermine und sich aus ihnen ergebende Erkenntnisse, die für die Erfüllung der Aufgaben der Vollzugsanstalt erforderlich sind,
andere Daten zur Person des Beschuldigten, die für die Erfüllung der Aufgaben der Vollzugsanstalt erforderlich sind, insbesondere solche über seine Persönlichkeit und weitere relevante Strafverfahren.
3Die Sätze 1 und 2 gelten bei Änderungen der mitgeteilten Tatsachen entsprechend.
4Mitteilungen unterbleiben,
soweit die Tatsachen der Vollzugsanstalt
bereits anderweitig bekannt geworden sind.
(2) 1Die Staatsanwaltschaft unterstützt das Gericht bei der Erfüllung seiner Aufgaben nach Absatz 1 und teilt der Vollzugsanstalt von Amts wegen insbesondere Daten nach Absatz 1 Satz 2 Nr.7 sowie von ihr getroffene Entscheidungen und sonstige
Maßnahmen nach § 119 Abs.1 und 2 mit.
2Zudem übermittelt die Staatsanwaltschaft der Vollzugsanstalt
eine Ausfertigung der Anklageschrift
und teilt dem nach § 126 Abs.1 zuständigen
Gericht die Anklageerhebung mit.
§§§
1Die Vollzugsanstalt übermittelt dem Gericht und der Staatsanwaltschaft von Amts wegen beim Vollzug
der Untersuchungshaft erlangte Erkenntnisse,
soweit diese aus Sicht der Vollzugsanstalt für die
Erfüllung der Aufgaben der Empfänger von Bedeutung
sind und diesen nicht bereits anderweitig bekannt
geworden sind.
2Sonstige Befugnisse der Vollzugsanstalt, dem Gericht und der Staatsanwaltschaft
Erkenntnisse mitzuteilen, bleiben unberührt.
§§§
(1) Wird der Beschuldigte auf Grund des Haftbefehls ergriffen, so ist er unverzüglich dem zuständigen Gericht (1) vorzuführen.
(2) Das Gericht (2) hat den Beschuldigten unverzüglich nach der Vorführung, spätestens am nächsten Tage, über den Gegenstand der Beschuldigung zu vernehmen.
(3) 1Bei der Vernehmung ist der Beschuldigte auf die ihn belastenden Umstände und sein Recht hinzuweisen, sich zur Beschuldigung zu äußern oder nicht zur Sache auszusagen.
2Ihm ist Gelegenheit zu geben, die Verdachts- und Haftgründe zu
entkräften und die Tatsachen geltend zu machen, die zu seinen Gunsten sprechen.
(4) (3) 1Wird die Haft aufrechterhalten, so ist der Beschuldigte über das Recht der Beschwerde und die anderen Rechtsbehelfe (§ 117 Abs.1, 2,
§ 118 Abs.1, 2, § 119 Abs.5, § 119a Abs.1) zu
belehren.
2§ 304 Abs.4 und 5 bleibt unberührt.
[ RsprS ] |
§§§
(1) (1) Kann der Beschuldigte nicht spätestens am Tag nach der Ergreifung dem zuständigen Gericht vorgeführt werden, so ist er unverzüglich, spätestens am Tage nach der Ergreifung, dem nächsten Amtsgericht vorzuführen.
(2) (1) 1Das Gericht hat den Beschuldigten unverzüglich
nach der Vorführung, spätestens am
nächsten Tage, zu vernehmen.
2Bei der Vernehmung
wird, soweit möglich, § 115 Abs.3 angewandt.
3Ergibt sich bei der Vernehmung, dass der
Haftbefehl aufgehoben, seine Aufhebung durch
die Staatsanwaltschaft beantragt (§ 120 Abs.3)
oder der Ergriffene nicht die in dem Haftbefehl
bezeichnete Person ist, so ist der Ergriffene freizulassen.
4aErhebt dieser sonst gegen den Haftbefehl oder dessen Vollzug Einwendungen, die
nicht offensichtlich unbegründet sind, oder hat
das Gericht Bedenken gegen die Aufrechterhaltung
der Haft, so teilt es diese dem zuständigen
Gericht und der zuständigen Staatsanwaltschaft
unverzüglich und auf dem nach den Umständen
angezeigten schnellsten Wege mit;
4bdas zuständige
Gericht prüft unverzüglich, ob der Haftbefehl
aufzuheben oder außer Vollzug zu setzen
ist.
(3) 1Wird der Beschuldigte nicht freigelassen, so ist er auf sein Verlangen dem
zuständigen Gericht (2) zur Vernehmung nach § 115 vorzuführen.
2Der Beschuldigte ist auf dieses Recht hinzuweisen und gemäß § 115 Abs.4 zu belehren.
§§§
(1) 1Der Richter setzt den Vollzug eines Haftbefehls, der lediglich wegen Fluchtgefahr gerechtfertigt ist, aus, wenn weniger einschneidende Maßnahmen die
Erwartung hinreichend begründen, daß der Zweck der Untersuchungshaft auch durch
sie erreicht werden kann.
2In Betracht kommen namentlich
die Anweisung, sich zu bestimmten Zeiten bei dem Richter, der Strafverfolgungsbehörde oder einer von ihnen bestimmten Dienststelle zu melden,
die Anweisung, den Wohn- oder Aufenthaltsort oder einen bestimmten Bereich nicht ohne Erlaubnis des Richters oder der Strafverfolgungsbehörde zu verlassen,
die Anweisung, die Wohnung nur unter Aufsicht einer bestimmten Person zu verlassen,
die Leistung einer angemessenen Sicherheit durch den Beschuldigten oder einen anderen.
(2) 1Der Richter kann auch den Vollzug eines Haftbefehls, der wegen
Verdunkelungsgefahr gerechtfertigt ist, aussetzen, wenn weniger einschneidende
Maßnahmen die Erwartung hinreichend begründen, daß sie die Verdunkelungsgefahr
erheblich vermindern werden.
2In Betracht kommt namentlich die Anweisung, mit
Mitbeschuldigten, Zeugen oder Sachverständigen keine Verbindung aufzunehmen.
(3) Der Richter kann den Vollzug eines Haftbefehls, der nach § 112a erlassen worden ist, aussetzen, wenn die Erwartung hinreichend begründet ist, daß der Beschuldigte bestimmte Anweisungen befolgen und daß dadurch der Zweck der Haft erreicht wird.
(4) Der Richter ordnet in den Fällen der Absätze 1 bis 3 den Vollzug des Haftbefehls an, wenn
der Beschuldigte den ihm auferlegten Pflichten oder Beschränkungen gröblich zuwiderhandelt,
der Beschuldigte Anstalten zur Flucht trifft, auf ordnungsgemäße Ladung ohne genügende Entschuldigung ausbleibt oder sich auf andere Weise zeigt, daß das in ihn gesetzte Vertrauen nicht gerechtfertigt war, oder
neu hervorgetretene Umstände die Verhaftung erforderlich machen.
§§§
(1) 1Die Sicherheit ist durch Hinterlegung in barem Geld, in Wertpapieren, durch Pfandbestellung oder durch Bürgschaft geeigneter Personen zu leisten.
2Davon abweichende Regelungen in einer auf Grund des Gesetzes über den Zahlungsverkehr
mit Gerichten und Justizbehörden erlassenen Rechtsverordnung bleiben unberührt (1).
(2) Der Richter setzt Höhe und Art der Sicherheit nach freiem Ermessen fest.
(3) Der Beschuldigte, der die Aussetzung des Vollzugs des Haftbefehls gegen Sicherheitsleistung beantragt und nicht im Geltungsbereich dieses Gesetzes wohnt, ist verpflichtet, eine im Bezirk des zuständigen Gerichts wohnende Person zum Empfang von Zustellungen zu bevollmächtigen.
§§§
1Die Vollstreckung der Untersuchungshaft geht
der Vollstreckung der Auslieferungshaft, der vorläufigen
Auslieferungshaft, der Abschiebungshaft und
der Zurückweisungshaft vor.
2Die Vollstreckung anderer
freiheitsentziehender Maßnahmen geht der
Vollstreckung von Untersuchungshaft vor, es sei
denn, das Gericht trifft eine abweichende Entscheidung,
weil der Zweck der Untersuchungshaft dies
erfordert.
§§§
(1) Solange der Beschuldigte in Untersuchungshaft ist, kann er jederzeit die gerichtliche Prüfung beantragen, ob der Haftbefehl aufzuheben oder dessen Vollzug nach § 116 auszusetzen ist (Haftprüfung).
(2) 1Neben dem Antrag auf Haftprüfung ist die Beschwerde unzulässig.
2Das Recht der Beschwerde gegen die Entscheidung, die auf den Antrag ergeht, wird dadurch nicht berührt.
(3) Der Richter kann einzelne Ermittlungen anordnen, die für die künftige Entscheidung über die Aufrechterhaltung der Untersuchungshaft von Bedeutung sind, und nach Durchführung dieser Ermittlungen eine neue Prüfung vornehmen.
(4) ...(1)
§§§
(1) Bei der Haftprüfung wird auf Antrag des Beschuldigten oder nach dem Ermessen des Gerichts von Amts wegen nach mündlicher Verhandlung entschieden.
(2) Ist gegen den Haftbefehl Beschwerde eingelegt, so kann auch im Beschwerdeverfahren auf Antrag des Beschuldigten oder von Amts wegen nach mündlicher Verhandlung entschieden werden.
(3) Ist die Untersuchungshaft nach mündlicher Verhandlung aufrechterhalten worden, so hat der Beschuldigte einen Anspruch auf eine weitere mündliche Verhandlung nur, wenn die Untersuchungshaft mindestens drei Monate und seit der letzten mündlichen Verhandlung mindestens zwei Monate gedauert hat.
(4) Ein Anspruch auf mündliche Verhandlung besteht nicht, solange die Hauptverhandlung andauert oder wenn ein Urteil ergangen ist, das auf eine Freiheitsstrafe oder eine freiheitsentziehende Maßregel der Besserung und Sicherung erkennt.
(5) aDie mündliche Verhandlung ist unverzüglich durchzuführen;
bsie darf ohne
Zustimmung des Beschuldigten nicht über zwei Wochen nach dem Eingang des Antrags anberaumt werden.
§§§
(1) Von Ort und Zeit der mündlichen Verhandlung sind die Staatsanwaltschaft sowie der Beschuldigte und der Verteidiger zu benachrichtigen.
(2) 1Der Beschuldigte ist zu der Verhandlung vorzuführen, es sei denn, daß er auf die Anwesenheit in der Verhandlung verzichtet hat oder daß der Vorführung weite Entfernung oder Krankheit des Beschuldigten oder andere nicht zu beseitigende
Hindernisse entgegenstehen.
2Das Gericht kann anordnen, dass unter den Voraussetzungen des Satzes 1 die mündliche Verhandlung in der Weise erfolgt, dass sich der Beschuldigte an einem anderen Ort als das Gericht aufhält
und die Verhandlung zeitgleich in Bild und Ton an den Ort, an dem sich der Beschuldigte aufhält, und
in das Sitzungszimmer übertragen wird (1).
3Wird der Beschuldigte zur mündlichen Verhandlung nicht vorgeführt und nicht nach Satz 2 verfahren, so muss ein Verteidiger seine Rechte in der Verhandlung wahrnehmen (1).
4In diesem Falle ist ihm für die mündliche Verhandlung ein Verteidiger
zu bestellen, wenn er noch keinen Verteidiger hat.
5Die §§ 142, 143 und 145 gelten entsprechend.
(3) 1In der mündlichen Verhandlung sind die anwesenden Beteiligten zu hören.
2Art und Umfang der Beweisaufnahme bestimmt das Gericht.
3aÜber die Verhandlung ist eine Niederschrift aufzunehmen;
3bdie §§ 271 bis 273 gelten entsprechend.
(4) 1Die Entscheidung ist am Schluß der mündlichen Verhandlung zu verkünden.
2Ist dies nicht möglich, so ist die Entscheidung spätestens binnen einer Woche zu erlassen.
§§§
Für den Antrag auf Haftprüfung (§ 117 Abs.1) und den Antrag auf mündliche Verhandlung gelten die §§ 297 bis 300 und 302 Abs.2 entsprechend.
§§§
(1) 1Soweit dies zur Abwehr einer Flucht-, Verdunkelungs- oder Wiederholungsgefahr (§§ 112, 112a) erforderlich ist, können einem inhaftierten Beschuldigten Beschränkungen auferlegt werden.
2Insbesondere kann angeordnet werden, dass
der Empfang von Besuchen und die Telekommunikation der Erlaubnis bedürfen,
Besuche, Telekommunikation sowie der Schrift- und Paketverkehr zu überwachen sind,
die Übergabe von Gegenständen bei Besuchen der Erlaubnis bedarf,
der Beschuldigte von einzelnen oder allen anderen Inhaftierten getrennt wird,
die gemeinsame Unterbringung und der gemeinsame Aufenthalt mit anderen Inhaftierten eingeschränkt oder ausgeschlossen werden.
3Die Anordnungen trifft das Gericht.
4Kann dessen Anordnung nicht rechtzeitig herbeigeführt werden, kann die Staatsanwaltschaft oder die Vollzugsanstalt eine vorläufige Anordnung treffen.
5Die Anordnung ist dem Gericht binnen drei Werktagen zur
Genehmigung vorzulegen, es sei denn, sie hat sich
zwischenzeitlich erledigt.
6Der Beschuldigte ist über Anordnungen in Kenntnis zu setzen.
7Die Anordnung nach Satz 2 Nr.2 schließt die Ermächtigung ein, Besuche und Telekommunikation abzubrechen sowie
Schreiben und Pakete anzuhalten.
(2) 1Die Ausführung der Anordnungen obliegt der anordnenden Stelle.
2Das Gericht kann die Ausführung
von Anordnungen widerruflich auf die Staatsanwaltschaft
übertragen, die sich bei der Ausführung
der Hilfe durch ihre Ermittlungspersonen und
die Vollzugsanstalt bedienen kann.
3Die Übertragung ist unanfechtbar.
(3) 1Ist die Überwachung der Telekommunikation
nach Absatz 1 Satz 2 Nr.2 angeordnet, ist die beabsichtigte Überwachung den Gesprächspartnern
des Beschuldigten unmittelbar nach Herstellung
der Verbindung mitzuteilen.
2Die Mitteilung kann durch den Beschuldigten selbst erfolgen.
3Der Beschuldigte ist rechtzeitig vor Beginn der Telekommunikation über die Mitteilungspflicht zu unterrichten.
(4) 1Die §§ 148, 148a bleiben unberührt.
2Sie gelten entsprechend für den Verkehr des Beschuldigten mit
dem Bundesverfassungsgericht und dem für ihn zuständigen Landesverfassungsgericht,
dem Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, den für die Kontrolle der Einhaltung der Vorschriften über den Datenschutz in den Ländern zuständigen Stellen der Länder und den Aufsichtsbehörden nach § 38 des Bundesdatenschutzgesetzes,
dem Europäischen Ausschuss zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe,
den Ausschüssen der Vereinten Nationen für die Beseitigung der Rassendiskriminierung und für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau,
dem Ausschuss der Vereinten Nationen gegen Folter, dem zugehörigen Unterausschuss zur Verhütung von Folter und den entsprechenden Nationalen Präventionsmechanismen,
den in § 53 Abs.1 Satz 1 Nr.1 und 4 genannten Personen in Bezug auf die dort bezeichneten Inhalte,
soweit das Gericht nichts anderes anordnet,
3Die Maßnahmen, die erforderlich sind, um das Vorliegen der Voraussetzungen nach den Sätzen 1 und 2 festzustellen, trifft die nach Absatz 2 zuständige Stelle.
(5) 1Gegen nach dieser Vorschrift ergangene Entscheidungen oder sonstige Maßnahmen kann gerichtliche Entscheidung beantragt werden, soweit
nicht das Rechtsmittel der Beschwerde statthaft ist.
2Der Antrag hat keine aufschiebende Wirkung.
3Das Gericht kann jedoch vorläufige Anordnungen treffen.
(6) 1Die Absätze 1 bis 5 gelten auch, wenn gegen
einen Beschuldigten, gegen den Untersuchungshaft
angeordnet ist, eine andere freiheitsentziehende
Maßnahme vollstreckt wird (§ 116b).
2Die Zuständigkeit des Gerichts bestimmt sich auch in diesem Fall nach § 126.
§§§
(1) 1Gegen eine behördliche Entscheidung oder Maßnahme im Untersuchungshaftvollzug kann gerichtliche Entscheidung beantragt werden.
2Eine gerichtliche
Entscheidung kann zudem beantragt werden,
wenn eine im Untersuchungshaftvollzug beantragte
behördliche Entscheidung nicht innerhalb
von drei Wochen ergangen ist.
(2) 1Der Antrag auf gerichtliche Entscheidung hat keine aufschiebende Wirkung.
2Das Gericht kann jedoch vorläufige Anordnungen treffen.
(3) Gegen die Entscheidung des Gerichts kann auch die für die vollzugliche Entscheidung oder Maßnahme zuständige Stelle Beschwerde erheben.
§§§
(1) 1Der Haftbefehl ist aufzuheben, sobald die Voraussetzungen der
Untersuchungshaft nicht mehr vorliegen oder sich ergibt, daß die weitere Untersuchungshaft zu der Bedeutung der Sache und der zu erwartenden Strafe oder Maßregel der Besserung und Sicherung außer Verhältnis stehen würde.
2Er ist namentlich aufzuheben, wenn der Beschuldigte freigesprochen oder die Eröffnung des Hauptverfahrens abgelehnt oder das Verfahren nicht bloß vorläufig eingestellt wird.
(2) Durch die Einlegung eines Rechtsmittels darf die Freilassung des Beschuldigten nicht aufgehalten werden.
(3) 1Der Haftbefehl ist auch aufzuheben, wenn die Staatsanwaltschaft es vor Erhebung der öffentlichen Klage beantragt.
2Gleichzeitig mit dem Antrag kann die Staatsanwaltschaft die Freilassung des Beschuldigten anordnen.
§§§
(1) Solange kein Urteil ergangen ist, das auf Freiheitsstrafe oder eine freiheitsentziehende Maßregel der Besserung und Sicherung erkennt, darf der Vollzug der Untersuchungshaft wegen derselben Tat über sechs Monate hinaus nur aufrechterhalten werden, wenn die besondere Schwierigkeit oder der besondere Umfang der Ermittlungen oder ein anderer wichtiger Grund das Urteil noch nicht zulassen und die Fortdauer der Haft rechtfertigen.
(2) In den Fällen des Absatzes 1 ist der Haftbefehl nach Ablauf der sechs Monate aufzuheben, wenn nicht der Vollzug des Haftbefehls nach § 116 ausgesetzt wird oder das Oberlandesgericht die Fortdauer der Untersuchungshaft anordnet.
(3) 1Werden die Akten dem Oberlandesgericht vor Ablauf der in Absatz 2
bezeichneten Frist vorgelegt, so ruht der Fristenlauf bis zu dessen Entscheidung.
2Hat die Hauptverhandlung begonnen, bevor die Frist abgelaufen ist, so ruht der Fristenlauf auch bis zur Verkündung des Urteils.
3Wird die Hauptverhandlung ausgesetzt und werden die Akten unverzüglich nach der Aussetzung dem Oberlandesgericht vorgelegt, so ruht der Fristenlauf ebenfalls bis zu dessen Entscheidung.
(4) 1In den Sachen, in denen eine Strafkammer nach § 74a des Gerichtsverfassungsgesetzes zuständig ist, entscheidet das nach § 120 des
Gerichtsverfassungsgesetzes zuständige Oberlandesgericht.
2In den Sachen, in denen ein Oberlandesgericht nach § 120 des Gerichtsverfassungsgesetzes zuständig ist, tritt an dessen Stelle der Bundesgerichtshof.
§§§
(1) In den Fällen des § 121 legt das zuständige Gericht die Akten durch Vermittlung der Staatsanwaltschaft dem Oberlandesgericht zur Entscheidung vor, wenn es die Fortdauer der Untersuchungshaft für erforderlich hält oder die Staatsanwaltschaft es beantragt.
(2) 1Vor der Entscheidung sind der Beschuldigte und der Verteidiger zu hören.
2aDas Oberlandesgericht kann über die Fortdauer der Untersuchungshaft nach mündlicher Verhandlung entscheiden;
2bgeschieht dies, so gilt § 118a entsprechend.
(3) 1Ordnet das Oberlandesgericht die Fortdauer der Untersuchungshaft an, so gilt § 114 Abs.2 Nr.4 entsprechend.
2Für die weitere Haftprüfung (§ 117 Abs.1) ist das Oberlandesgericht zuständig, bis ein Urteil ergeht, das auf Freiheitsstrafe oder eine freiheitsentziehende Maßregel der Besserung und Sicherung erkennt.
3Es kann die Haftprüfung dem Gericht, das nach den allgemeinen Vorschriften dafür zuständig ist, für die Zeit von jeweils höchstens drei Monaten übertragen.
4In den Fällen des § 118 Abs.1 entscheidet das Oberlandesgericht über einen Antrag auf mündliche Verhandlung nach seinem Ermessen.
(4) 1Die Prüfung der Voraussetzungen nach § 121 Abs.1 ist auch im weiteren Verfahren dem Oberlandesgericht vorbehalten.
2Die Prüfung muß jeweils spätestens nach drei Monaten wiederholt werden.
(5) Das Oberlandesgericht kann den Vollzug des Haftbefehls nach § 116 aussetzen.
(6) Sind in derselben Sache mehrere Beschuldigte in Untersuchungshaft, so kann das Oberlandesgericht über die Fortdauer der Untersuchungshaft auch solcher Beschuldigter entscheiden, für die es nach § 121 und den vorstehenden Vorschriften noch nicht zuständig wäre.
(7) Ist der Bundesgerichtshof zur Entscheidung zuständig, so tritt dieser an die Stelle des Oberlandesgerichts.
§§§
In den Fällen des § 121 Abs.1 darf der Vollzug der Haft nicht länger als ein Jahr aufrechterhalten werden, wenn sie auf den Haftgrund des § 112a gestützt ist.
§§§
(1) Eine Maßnahme, die der Aussetzung des Haftvollzugs dient (§ 116), ist aufzuheben, wenn
die Untersuchungshaft oder die erkannte Freiheitsstrafe oder freiheitsentziehende Maßregel der Besserung und Sicherung vollzogen wird.
(2) Unter denselben Voraussetzungen wird eine noch nicht verfallene Sicherheit frei.
(3) Wer für den Beschuldigten Sicherheit geleistet hat, kann deren Freigabe dadurch erlangen, daß er entweder binnen einer vom Gericht zu bestimmenden Frist die Gestellung des Beschuldigten bewirkt oder die Tatsachen, die den Verdacht einer vom Beschuldigten beabsichtigten Flucht begründen, so rechtzeitig mitteilt, daß der Beschuldigte verhaftet werden kann.
§§§
(1) Eine noch nicht frei gewordene Sicherheit verfällt der Staatskasse, wenn der Beschuldigte sich der Untersuchung oder dem Antritt der erkannten Freiheitsstrafe oder freiheitsentziehenden Maßregel der Besserung und Sicherung entzieht.
(2) 1 Vor der Entscheidung sind der Beschuldigte sowie derjenige, welcher für den Beschuldigten Sicherheit geleistet hat, zu einer Erklärung aufzufordern.
2 Gegen die Entscheidung steht ihnen nur die sofortige Beschwerde zu.
3 Vor der Entscheidung über die Beschwerde ist ihnen und der Staatsanwaltschaft Gelegenheit zur mündlichen Begründung ihrer Anträge sowie zur Erörterung über durchgeführte Ermittlungen zu geben.
(3) Die den Verfall aussprechende Entscheidung hat gegen denjenigen, welcher für den Beschuldigten Sicherheit geleistet hat, die Wirkungen eines von dem Zivilrichter erlassenen, für vorläufig vollstreckbar erklärten Endurteils und nach Ablauf der Beschwerdefrist die Wirkungen eines rechtskräftigen Zivilendurteils.
§§§
(1) Vor Erhebung der öffentlichen Klage erläßt der Richter bei dem Amtsgericht, in dessen Bezirk ein Gerichtsstand begründet ist oder der Beschuldigte sich aufhält, auf Antrag der Staatsanwaltschaft oder, wenn ein Staatsanwalt nicht erreichbar und Gefahr im Verzug ist, von Amts wegen den Haftbefehl.
(2) 1Nach Erhebung der öffentlichen Klage erläßt den Haftbefehl das Gericht, das mit der Sache befaßt ist, und, wenn Revision eingelegt ist, das Gericht, dessen Urteil angefochten ist.
2In dringenden Fällen kann auch der Vorsitzende den Haftbefehl erlassen.
§§§
(1) 1Vor Erhebung der öffentlichen Klage ist für die weiteren gerichtlichen Entscheidungen
und Maßnahmen, die sich auf die Untersuchungshaft,
die Aussetzung ihres Vollzugs (§ 116), ihre Vollstreckung (§ 116b) sowie auf Anträge nach § 119a beziehen, das Gericht
zuständig, das den Haftbefehl erlassen hat (1).
2Hat das Beschwerdegericht den Haftbefehl erlassen, so
ist das Gericht zuständig, das die vorangegangene
Entscheidung getroffen (2)
hat.
3Wird das vorbereitende Verfahren an einem anderen Ort geführt oder die Untersuchungshaft
an einem anderen Ort vollzogen,
so kann das Gericht seine Zuständigkeit auf
Antrag der Staatsanwaltschaft auf das für
diesen Ort zuständige Amtsgericht übertragen (3).
4Ist der Ort in mehrere Gerichtsbezirke geteilt, so bestimmt die Landesregierung durch Rechtsverordnung das zuständige Amtsgericht.
5Die Landesregierung kann diese Ermächtigung auf die Landesjustizverwaltung übertragen.
(2) 1Nach Erhebung der öffentlichen Klage ist das Gericht zuständig, das mit der Sache befaßt ist.
2Während
des Revisionsverfahrens (4) ist das Gericht zuständig, dessen
Urteil angefochten ist.
3Einzelne Maßnahmen, insbesondere nach § 119, ordnet der
Vorsitzende an.
4aIn dringenden Fällen kann er auch den Haftbefehl aufheben oder
den Vollzug aussetzen (§ 116), wenn die Staatsanwaltschaft zustimmt;
4bandernfalls ist unverzüglich die Entscheidung des Gerichts herbeizuführen.
(3) Das Revisionsgericht kann den Haftbefehl aufheben, wenn es das angefochtene Urteil aufhebt und sich bei dieser Entscheidung ohne weiteres ergibt, daß die Voraussetzungen des § 120 Abs.1 vorliegen.
(4) Die §§ 121 und 122 bleiben unberührt.
§§§
(1) Sind dringende Gründe für die Annahme vorhanden, daß jemand eine rechtswidrige Tat im Zustand der Schuldunfähigkeit oder verminderten Schuldfähigkeit (§§ 20, 21 des Strafgesetzbuches) begangen hat und daß seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus oder einer Entziehungsanstalt angeordnet werden wird, so kann das Gericht durch Unterbringungsbefehl die einstweilige Unterbringung in einer dieser Anstalten anordnen, wenn die öffentliche Sicherheit es erfordert.
(2) 1Für die einstweilige Unterbringung gelten die §§ 114 bis 115a, §§ 116 Abs.3 und 4, §§ 117 bis 119a (4), 123, (1) 125 und 126 entsprechend.
2Die §§ 121, 122 gelten entsprechend mit
der Maßgabe, dass das Oberlandesgericht prüft, ob die Voraussetzungen der einstweiligen Unterbringung weiterhin vorliegen (2).
(3) 1Der Unterbringungsbefehl ist aufzuheben, wenn die Voraussetzungen der
einstweiligen Unterbringung nicht mehr vorliegen oder wenn das Gericht im Urteil die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus oder einer
Entziehungsanstalt nicht anordnet.
2Durch die Einlegung eines Rechtsmittels darf die Freilassung nicht aufgehalten werden.
3§ 120 Abs.3 gilt entsprechend.
(4) (3) Hat der Untergebrachte einen gesetzlichen Vertreter oder einen Bevollmächtigten im Sinne des § 1906 Abs.5 des Bürgerlichen Gesetzbuches, so sind Entscheidungen nach Absatz 1 bis 3 auch diesem bekannt zu geben.
§§§
(1) 1Wird jemand auf frischer Tat betroffen oder verfolgt, so ist, wenn er der Flucht verdächtig ist oder seine Identität nicht sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihn auch ohne richterliche Anordnung vorläufig festzunehmen.
2Die Feststellung der Identität einer Person durch die Staatsanwaltschaft oder die
Beamten des Polizeidienstes bestimmt sich nach § 163b Abs.1.
(2) Die Staatsanwaltschaft und die Beamten des Polizeidienstes sind bei Gefahr im Verzug auch dann zur vorläufigen Festnahme befugt, wenn die Voraussetzungen eines Haftbefehls oder eines Unterbringungsbefehls vorliegen.
(3) 1Ist eine Straftat nur auf Antrag verfolgbar, so ist die vorläufige Festnahme auch dann zulässig, wenn ein Antrag noch nicht gestellt ist.
2Dies gilt entsprechend, wenn eine Straftat nur mit Ermächtigung oder auf Strafverlangen verfolgbar ist.
(4) (1) Für die vorläufige Festnahme durch die Staatsanwaltschaft und die Beamten des Polizeidienstes gelten die §§ 114a bis 114c entsprechend.
§§§
(1) Hat der Beschuldigte im Geltungsbereich dieses Gesetzes keinen festen Wohnsitz oder Aufenthalt und liegen die Voraussetzungen eines Haftbefehls nur wegen Fluchtgefahr vor, so kann davon abgesehen werden, seine Festnahme anzuordnen oder aufrechtzuerhalten, wenn
nicht damit zu rechnen ist, daß wegen der Tat eine Freiheitsstrafe verhängt oder eine freiheitsentziehende Maßregel der Besserung und Sicherung angeordnet wird und
der Beschuldigte eine angemessene Sicherheit für die zu erwartende Geldstrafe und die Kosten des Verfahrens leistet.
(2) § 116a Abs.1 und 3 gilt entsprechend.
§§§
(1) 1Die Staatsanwaltschaft und die Beamten des Polizeidienstes sind zur vorläufigen Festnahme eines auf frischer Tat Betroffenen oder Verfolgten auch dann befugt, wenn
eine unverzügliche Entscheidung im beschleunigten Verfahren wahrscheinlich ist und
auf Grund bestimmter Tatsachen zu befürchten ist, daß der Festgenommene der Hauptverhandlung fernbleiben wird.
2Die §§ 114a bis 114c gelten entsprechend (1).
(2) 1Ein Haftbefehl (§ 128 Abs.2 Satz 2) darf aus den Gründen des Absatzes 1 gegen den der Tat dringend Verdächtigen nur ergehen, wenn die Durchführung der Hauptverhandlung binnen einer Woche nach der Festnahme zu erwarten ist.
2Der Haftbefehl ist auf höchstens eine Woche ab dem Tage der Festnahme zu befristen.
(3) Über den Erlaß des Haftbefehls soll der für die Durchführung des beschleunigten Verfahrens zuständige Richter entscheiden.
§§§
(1) 1Der Festgenommene ist, sofern er nicht wieder in Freiheit gesetzt wird, unverzüglich, spätestens am Tage nach der Festnahme, dem Richter bei dem
Amtsgericht, in dessen Bezirk er festgenommen worden ist, vorzuführen.
2Der Richter vernimmt den Vorgeführten gemäß § 115 Abs.3.
(2) 1Hält der Richter die Festnahme nicht für gerechtfertigt oder ihre Gründe für beseitigt, so ordnet er die Freilassung an.
2Andernfalls erläßt er auf Antrag der Staatsanwaltschaft oder, wenn ein Staatsanwalt nicht erreichbar ist, von Amts wegen einen Haftbefehl oder einen Unterbringungsbefehl.
3§ 115 Abs.4 gilt entsprechend.
§§§
aIst gegen den Festgenommenen bereits die öffentliche Klage erhoben, so ist er entweder sofort oder auf Verfügung des Richters, dem er zunächst vorgeführt
worden ist, dem zuständigen Gericht vorzuführen;
bdieses hat spätestens am Tage nach der Festnahme über Freilassung, Verhaftung oder einstweilige Unterbringung des Festgenommenen zu entscheiden.
§§§
1Wird wegen Verdachts einer Straftat, die nur auf Antrag verfolgbar ist, ein Haftbefehl erlassen, bevor der Antrag gestellt ist, so ist der
Antragsberechtigte, von mehreren wenigstens einer, sofort von dem Erlaß des Haftbefehls in Kenntnis zu setzen und davon zu unterrichten, daß der Haftbefehl aufgehoben werden wird, wenn der Antrag nicht innerhalb einer vom Richter zu bestimmenden Frist, die eine Woche nicht überschreiten soll, gestellt wird.
2Wird innerhalb der Frist Strafantrag nicht gestellt, so ist der Haftbefehl aufzuheben.
3Dies gilt entsprechend, wenn eine Straftat nur mit Ermächtigung oder auf Strafverlangen verfolgbar ist.
4§ 120 Abs.3 ist anzuwenden.
§§§
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