BVerwG | 2002 (4) | 91-120 |
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02.091 Heilkuren im Ausland |
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BVerwG, U, 23.05.02, - 2_C_25/00 -
Originalurteil
HBeihVO_§_ 14 Abs.3 S.1 Nr.1 (= § 13 Abs.3 S.1 Nr.1 BhV) EU-Vertrag Art.49 Abs.1, Art.50
Beihilfe zu Heilkuren im Ausland / Notwendigkeit eines amtsärztlichen Gutachtens, dass die Auslandskur zwingend notwendig ist / Freiheit des Dienstleistungsverkehrs nach EU-Vertrag / Wahrung des finanziellen Gleichgewichts des sozialen Sicherungssystems als Rechtfertigungsgrund für Einschränkung des freien Dienstleistungsverkehrs / Unanwendbarkeit bei beamtenrechtlicher Beihilfe / Einschränkung des freien Dienstleistungsverkehrs zwecks finanzieller Sicherung des inländischen Kurwesens.
Eine beihilferechtliche Vorschrift, welche die Beihilfe bei Heilkuren in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union von der amtsärztlichen Bestätigung abhängig macht, dass eine Auslandskur zwingend notwendig ist, verstößt gegen Art.49 Abs.1 EU-Vertrag über die Freiheit des Dienstleistungsverkehrs.
§§§
02.092 Schadensersatz |
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BVerwG, U, 23.05.02, - 2_C_29/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
BBG_§_23; BLV_§_11, BLV_§_12;
Schadensersatz wegen unterbliebener Beförderung / Beförderung beurlaubter Beamter, die an öffentliche zwischen- oder überstaatliche Organisationen entsandt sind.
Der an eine öffentliche zwischen- oder überstaatliche Organisation entsandte Beamte hat keinen Anspruch darauf, während seiner Beurlaubung ohne Rücksicht auf die konkrete Bewerbungssituation für ein zu besetzendes Beförderungsamt ausgewählt zu werden.
§§§
02.093 Weinüberwachung |
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BVerwG, U, 23.05.02, - 3_C_28/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
VwGO_§_43; WeinG_§_27, WeinG_§_29, WeinG_§_31; LMBG_§_42; VwVfG_§_13; VwVfG_§_28
Weinüberwachung / Probenahme zur Weinüberwachung / Mitteilung des Untersuchungsergebnisses.
1) Informiert die für die Entnahme einer Probe nach Weinrecht zuständige Behörde die Entnahmestelle über die Beanstandung der Probe durch das Lebensmitteluntersuchungsamt, so ist sie nicht verpflichtet, dabei mitzuteilen, dass sie trotz des Befundes keine Maßnahmen zu ergreifen beabsichtigt.
2) Die Weinüberwachungsbehörden sind nicht verpflichtet, dem Hersteller und dem Vertreiber des Getränks Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben, bevor sie das Ergebnis der Probenuntersuchung der Entnahmestelle mitteilen.
§§§
02.094 Arisierung |
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BVerwG, U, 27.05.02, - 3_C_2/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
EntschG_§_4 Abs.2; NS-VEntschG_§_2 Sätze 1, 2 und 3
"Arisierung" / Unternehmensentziehung während NS-Zeit / NS-Zeit, Unternehmensentziehung während - / Einheitswert, für Unternehmen nach Reichsbewertungsrecht / Ersatzeinheitswert / Privatentnahmen, aus Unternehmen nach Festsetzung eines Einheitswerts / verwertbarer Einheitswert im Sinne des EntschG / Einheitswert, (nicht) verwertbarer - / Entschädigungsberechnung / DDR-Einheitswert, kein verwertbarer - für Unternehmen nach 1952.
Eine sog. Privatentnahme von Vermögenswerten aus (jüdischen) Unternehmen nach einer nach 1935 erfolgten Einheitswertfestsetzung gemäß Reichsbewertungsrecht, die aller Erfahrung nach dazu gedient hat, die Flucht der (jüdischen) Geschädigten zu ermöglichen, führt aus der Sicht des NS-Verfolgtenentschädigungsgesetzes regelmäßig nicht zu einer Unverwertbarkeit des Einheitswerts im Sinne des (gemäß § 2 Satz 3 NS-VEntschG entsprechend anwendbaren) § 4 Abs.2 Satz 1 EntschG.
§§§
02.095 Teilabordnung |
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BVerwG, B, 28.05.02, - 6_P_9/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
(NW) PersVG_§_72, PersVG_§_91, PersVG_§_94;
Mitbestimmung des Lehrerpersonalrats bei der Abordnung von Lehrern an die Schulaufsichtsbehörde / Teilabordnung.
Die befristete Beauftragung von Lehrern mit der Wahrnehmung von Tätigkeiten aus dem Aufgabenbereich der Schulaufsichtsbehörde unter Anrechnung auf die Pflichtstundenzahl ist als Teilabordnung gemäß § 72 Abs.1 Satz 1 Nr.6 NWPersVG mitbestimmungspflichtig.
§§§
02.096 Klagebefugnis |
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BVerwG, U, 29.05.02, - 8_C_15/01 -
Originalurteil
GG_Art.28 Abs.2; VwGO_§_42 Abs.2; VwVfG_§_80 Abs.3 und 2; BRAGO_§_118 Abs.1 Nr.2
Klagebefugnis / Kostenerstattung bei erfolgreichem Widerspruch / Finanzhoheit der Gemeinden / übertragener Wirkungskreis der Gemeinden / Besprechungsgebühr / Erfordernis eines sachbezogenen Gesprächs.
1) Eine Gemeinde, die im eigenen oder im übertragenen Wirkungskreis Ausgangsbehörde war, ist nach § 42 Abs.2 VwGO zur Anfechtung eines Bescheides befugt, mit dem der Betrag der von ihr gemäß § 80 Abs.3 Satz 1 VwVfG zu erstattenden Aufwendungen festgesetzt wird (wie Beschluss vom 22.Januar 2001 - BVerwG 8 B 258.00 -).
2) Für eine von der Behörde nicht angeordnete Besprechung fällt die Gebühr gemäß § 118 Abs.1 Nr.2 BRAGO nur an, wenn zumindest ein sachbezogenes Gespräch eines Rechtsanwalts mit einem Behördenvertreter über tatsächliche oder rechtliche Fragen stattgefunden hat, das zur Beilegung oder zur Förderung des Verfahrens geeignet ist. Ist die Gebühr entstanden, so ist sie auch erstattungsfähig.
§§§
02.097 Bestattungskosten |
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BVerwG, U, 30.05.02, - 5_C_14/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
BSHG_§_15;
Bestattungskosten, Übernahme von - durch den Träger der Sozialhilfe / Kostenübernahme durch den Sozialhilfeträger bei Bestattungskosten.
Träger des Anspruchs auf Kostenübernahme nach § 15 BSHG ist derjenige, der verpflichtet ist, die Bestattungskosten zu tragen (wie BVerwGE 105, 51 <54> und BVerwGE 114, 57 <58>). Ein Heimträger, der aufgrund Heimvertrages zur Bestattung eines Heiminsassen berechtigt ist, den insoweit aber weder eine landesrechtliche Bestattungspflicht noch eine vertragliche Kostenverpflichtung trifft, ist nicht "Verpflichteter" im Sinne des § 15 BSHG.
§§§
02.098 heilpädagogische Maßnahme |
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BVerwG, U, 30.05.02, - 5_C_36/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
(94) BSHG_§_40 Abs.1 Nr.2a + Nr.3; (75) EinglHVO_§_11, EinglHVO_§_12 Nr.1
Eingliederungshilfe, heilpädagogische Maßnahmen als Teil der - im Sozialhilferecht / Petö-Therapie, Eignung der - als heilpädagogische Maßnahme im Rahmen der Eingliederungshilfe im Sozialhilferecht / Heilpädagogische Maßnahmen als Teil der Hilfe zu einer angemessenen Schulbildung im Sozialhilferecht / Hilfe zu einer angemessenen Schulbildung, heilpädagogische Maßnahmen als Teil der - / Sozialhilfe, Übernahme von Kosten heilpädagogischer Maßnahmen als Teil der Hilfe zu einer angemessenen Schulbildung.
Die Beurteilung der Eignung heilpädagogischer Maßnahmen im Rahmen der Hilfe zu einer angemessenen Schulbildung (§ 40 Abs.1 Nr.3 BSHG iVm § 12 Nr. 1 EingliederungshilfeVO F.1975) ist nicht - wie die Gewährung heilpädagogischer Maßnahmen für Kinder im Vorschulalter (§ 40 Abs.1 Nr.2a BSHG iVm § 11 Satz 1 EingliederungshilfeVO F.1975) - an den Maßstab der allgemeinen ärztlichen oder sonstigen fachlichen Erkenntnis gebunden.
§§§
02.099 Aufenthaltszweck-weiterer |
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BVerwG, U, 30.05.02, - 5_C_59/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
BAföG_§_5 Abs.1 S.2;
Ausbildungsförderungsrecht, Wohnsitzbegriff im - / Wohnsitz, Begriff des - im Ausbildungsförderungsrecht / eheähnliche Partnerschaft, Aufrechterhaltung einer - als den Aufenthalt am Ausbildungsort förderungsrechtlich legitimierender Aufenthaltszweck / Ausbildungsförderung für Ausbildung im Ausland vom Inlandswohnsitz aus / Ausland, Ausbildungsförderung für Ausbildung im - vom Inlandswohnsitz aus.
Ein Auszubildender hält sich dann nicht lediglich zum Zwecke der Ausbildung an einem Ort auf i.S. des § 5 Abs. 1 Satz 2 Halbs.2 BAföG, wenn die Aufenthaltnahme und der Aufenthalt am Ausbildungsort oder in seiner Nähe nicht durch den Ausbildungszweck geprägt ist, sondern - in objektiven Indizien nachweisbar - ein Aufenthaltszweck hinzutritt, der für den Auszubildenden von vergleichbarem Gewicht ist wie die Möglichkeit, (von) dort seine Ausbildung betreiben zu können (hier: Aufrechterhaltung einer eheähnlichen Partnerschaft).
§§§
02.100 Musterungsbescheid |
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BVerwG, B, 03.06.02, - 6_B_6/02 -
Originalurteil
WPflG_§_8a; VwGO_§_86 Abs.1, VwGO_§_132 Abs.2 Nr.3, VwGO_§_133 Abs.6
Musterungsverfahren / Tauglichkeit / fachärztliches Gutachten / wehrmedizinische Sachkunde / Parteigutachten / Bundeswehrkrankenhaus / Dissens.
Im verwaltungsgerichtlichen Streit über einen Musterungsbescheid kann das Gericht einen wehrmedizinischen Dissens zwischen den Prozessbeteiligten auch dann nicht ohne weiteres ohne eine gerichtliche Beweisaufnahme auflösen, wenn sich die Wehrverwaltung zur Beurteilung der Wehrdienstfähigkeit des ärztlichen Personals an einem Bundeswehrkrankenhaus bedient hat.
§§§
02.101 Übernahmeanspruch |
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BVerwG, U, 06.06.02, - 4_A_44/00 -
Originalurteil
FStrG_§_17 Abs.1 S.2; GG_Art.14 Abs.1 S.2; VwVfG_§_74 Abs.2 S.3
Verkehrsprojekt / Planfeststellung / mittelbare (optische) Beeinträchtigung eines Wohngrundstücks / Anspruch auf Übernahme des Grundstücks gegen Entschädigung verneint / Entschädigungsleistung wegen unzumutbarer Lärmeinwirkung auf den Außenwohnbereich.
Der Anspruch gegen den Träger der Straßenbaulast, ein Grundstück, das von den Auswirkungen eines Straßenbauvorhabens unzumutbar betroffen ist, gegen Zahlung einer Entschädigung zu übernehmen, kann seine Rechtsgrundlage in § 74 Abs.2 Satz 3 VwVfG finden.
§§§
02.102 Vorhaben-+ Erschließungsplan |
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BVerwG, U, 06.06.02, - 4_CN_4/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
BauGB_§_1 Abs.3 + 5 S.2 Nr.2; BauGB-MaßnG_§_7 Abs.1 bis 3; BauNVO_§_17 Abs.1 + 2; VwGO_§_47 Abs.2 Nr.4, VwGO_§_65 Abs.1
Vorhaben- und Erschließungsplan / Bindung an Baunutzungsverordnung / Grundflächenzahl; Eigentumsbildung / Kosten sparendes Bauen / Gewährleistung gesunder Wohnverhältnisse / Beiladung planbetroffener Grundeigentümer im Normenkontrollverfahren.
1) Satzungen über einen Vorhaben- und Erschließungsplan nach § 7 BauGB-MaßnahmenG sind nicht unmittelbar und strikt an die Vorschriften der Baunutzungsverordnung gebunden.
2) Die Baunutzungsverordnung besitzt jedoch eine Leitlinien- und Orientierungsfunktion bei der Konkretisierung der Anforderungen an eine geordnete städtebauliche Entwicklung, denen Vorhaben- und Erschließungspläne unterliegen.
3) Eine Überschreitung der in § 17 Abs.1 BauNVO festgelegten Obergrenzen der Grundflächenzahl führt nicht schematisch und zwangsläufig zu einer Beeinträchtigung der allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse.
§§§
02.103 Bauleitplanung |
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BVerwG, U, 06.06.02, - 4_CN_6/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
BauGB_§_1 Abs.6; GG_Art.14 Abs.1
Bauleitplanung / Festsetzung von Flächen für den Gemeinbedarf / Abwägungsgebot / Ungleichgewichtung des Eigentums Privater und der öffentlichen Hand.
Die Festsetzung des Grundstücks eines Privaten als Fläche für den Gemeinbedarf in einem Bebauungsplan ist abwägungsfehlerhaft, wenn dafür im Rahmen der planerischen Konzeption gleich geeignete Grundstücke der öffentlichen Hand zur Verfügung stehen.
§§§
02.104 Verfolgungsvorbringen |
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BVerwG, B, 11.06.02, - 1_B_37/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
VwGO_§_86 Abs.1; VwGO_§_86 Abs.3; VwGO_§_96 Abs.1; VwGO_§_130a
Individuelles Verfolgungsvorbringen / Glaubwürdigkeit des Ausländers / Unmittelbarkeit der Beweisaufnahme / Verwertung der Anhörung vor dem Bundesamt / persönliche Anhörung durch das Berufungsgericht.
Zieht das Berufungsgericht die bei der Anhörung des Ausländers durch das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge protokollierte Aussage grundsätzlich zulässig als Beweismittel heran, darf es daraus allenfalls dann auf dessen Unglaubwürdigkeit schließen, wenn diese Aussage solche Widersprüche, Ungereimtheiten oder Unvereinbarkeiten mit gesicherten Erkenntnissen des Berufungsgerichts aufweist, dass sie die Wahrheit der von dem Ausländer behaupteten Tatsachen auch ohne einen persönlichen Eindruck des Gerichts von seiner Glaubwürdigkeit von vornherein ausschließen (Bestätigung des Beschlusses vom 10.Mai 2002 BVerwG 1 B 392.01).
§§§
02.105 Mobbing |
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BVerwG, U, 11.06.02, - 2_WD_38/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
GG_Art.1 Abs.1; SG_§_10 Abs.3, 4, SG_§_12 S.2, SG_§_17 Abs.2 S.1, SG_§_23 Abs.1; WStG_§_30, WStG_§_31;
Demütigung, Erniedrigung bzw ehrverletzende Behandlung untergebener Soldaten durch einen Vorgesetzten / vielschichtiges "Belastungssyndrom" mit tatmildernden Komponenten / Anfeindungen des Soldaten in seiner Einheit mit einem Ausmaß, das jene als gezieltes "Mobbing" qualifiziert.
2) Tatmildernde Komponenten eines vielschichtigen "Belastungssyndroms" des Soldaten sind zu seinen Gunsten zu berücksichtigen.
3) Dabei können Anfeindungen des Soldaten in seiner Einheit, die nach tatrichterlicher Feststellung nicht auszuschließen sind, ein Ausmaß erreichen, das sie als gezieltes "Mobbing" qualifiziert.
4) In dienstrechtlicher Hinsicht kann eine Zusammenschau eines Fehlverhaltens mit sonstigen dienstlichen Erschwernissen ergeben, dass dem Soldaten sowohl eine seelische Ausnahmesituation als auch eine außergewöhnliche situationsbedingte Erschwernis der Erfüllung seines Auftrags zuzubilligen sind.
§§§
02.106 Tagebau-DDR |
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BVerwG, U, 12.06.02, - 7_C_2/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
BBergG_§_52 Abs.2a; BNatSchG_§_29 Abs.1 S.1 Nr.4; EV Anl-I Kap.V Sachgebiet D Abschnitt III Maßgabe Nr.1 h) bb); UVP-Richtlinie Art.1 Abs.2
anerkannter Naturschutzverband / Beteiligungsrecht / Rahmenbetriebsplan / obligatorischer Rahmenbetriebsplan / fakultativer Rahmenbetriebsplan / Zulassung / Planfeststellungsverfahren / Umweltverträglichkeitsprüfung / Vorhaben / Gesamtvorhaben / begonnenes Vorhaben.
Ist mit einem Tagebau in der DDR bereits vor deren Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland begonnen worden, muss für seine Weiterführung kein obligatorischer Rahmenbetriebsplan nach § 52 Abs. 2a BBergG aufgestellt werden, der in einem Planfeststellungsverfahren mit eingeschlossener Umweltverträglichkeitsprüfung zuzulassen ist.
§§§
02.107 Kostenerstattungsanspruch |
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BVerwG, U, 12.06.02, - 9_C_6/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
EKrG_§_1 Abs.6, EKrG_§_3, EKrG_§_5, EKrG_§_6, EKrG_§_13, EKrG_§_17; 1.EKrV_§_1 ff; (aF) BGB_§_284 ff; (Sa) StrG_§_11;
Herstellung von Überführungsbauwerken / kreuzungsrechtliches Gemeinschaftsverhältnis / Kreuzungsbeteiligte / Kreuzungsvereinbarung / Kreuzungsrechtsverfahren / Kostenerstattung / Kostendrittelung / Entstehung des Erstattungsanspruchs / Fälligkeit des Erstattungsanspruchs / Übergang der Straßenbaulast / frühere Baumaßnahmen / Pflicht zur gegenseitigen Rücksichtnahme / Kostenmasse / Ausschluss von Kreditkosten / Ausschluss von Verzugszinsen / Eintritt der Fälligkeit nach Klageerhebung / Prozesszinsen ab Fälligkeit.
1) Ein Kostenerstattungsanspruch nach § 13 Abs. 1 EKrG, der weder den Abschluss einer Kreuzungsvereinbarung noch die vorherige Durchführung eines Kreuzungsrechtsverfahrens voraussetzt, entsteht jeweils mit der Bezahlung kreuzungsbedingt anfallender Unternehmerleistungen durch den bauausführenden Kreuzungsbeteiligten. Die Fälligkeit der Forderung tritt erst drei Monate nach dem Zeitpunkt ein, in dem sie erhoben worden ist.
2) Kreditkosten sind im Kreuzungsrechtsverhältnis nicht erstattungsfähig. Unter dem Gesichtspunkt des Verzuges können Zinsen nicht beansprucht werden.
§§§
02.108 Berufungszulassung |
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BVerwG, B, 14.06.02, - 7_AV_1/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
VwGO_§_10 Abs.3, VwGO_§_124 Abs.2 Nr.1, VwGO_§_124b
Besetzung des Bundesverwaltungsgerichts / Vorlageverfahren / Berufungszulassung / Zulassungsgründe / ernstliche Zweifel / neues Vorbringen.
Bei der Prüfung, ob der Zulassungsgrund des § 124 Abs.2 Nr.1 VwGO vorliegt, sind auch solche nach materiellem Recht entscheidungserhebliche und erstmals von dem Antragsteller innerhalb der Antragsfrist vorgetragene Tatsachen zu berücksichtigen, die vom Verwaltungsgericht deshalb im Zeitpunkt seiner Entscheidung außer Betracht gelassen wurden, weil sie von den Beteiligten nicht vorgetragen und mangels entsprechender Anhaltspunkte auch nicht von Amts wegen zu ermitteln waren.
§§§
02.109 Neues Vorbringen |
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BVerwG, B, 14.06.02, - 7_AV_1/02 -
VwGO_§_10 Abs.3, VwGO_§_124 Abs.2 Nr.1, VwGO_§_124b
Besetzung des Bundesverwaltungsgerichts / Vorlageverfahren / Berufungszulassung / Zulassungsgründe / ernstliche Zweifel / neues Vorbringen
Bei der Prüfung, ob der Zulassungsgrund des § 124 Abs.2 Nr.1 VwGO vorliegt, sind auch solche nach materiellem Recht entscheidungserhebliche und erstmals von dem Antragsteller innerhalb der Antragsfrist vorgetragene Tatsachen zu berücksichtigen, die vom Verwaltungsgericht deshalb im Zeitpunkt seiner Entscheidung außer Betracht gelassen wurden, weil sie von den Beteiligten nicht vorgetragen und mangels entsprechender Anhaltspunkte auch nicht von Amts wegen zu ermitteln waren.
In Entscheidungen im Vorlageverfahren nach § 124b VwGO ergehen in voller Senatsbesetzung mit 5 Richtern.
Z-208 Neues tatsächliches Vorbringen in der Berufungsinstanz
Auszug aus BVerwG B, 14.06.02, - 7_AV_1/02 -, Originalurteil, Abs.5 f
Z-209 Senatsbesetzung bei Entscheidungen nach § 124b VwGO
Auszug aus BVerwG B, 14.06.02, - 7_AV_1/02 -, Originalurteil, Abs.4
§§§
02.110 Pflegekräfte |
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BVerwG, B, 18.06.02, - 6_P_12/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
(NW) PersVG_§_66 Abs.7 S.4, PersVG_§_72 Abs.1 S.1 Nr.1
Einstellung von Pflegekräften an einem Universitätsklinikum; Gestellungsvertrag mit der DRK-Schwesternschaft / Pflegedirektorin / personelle Angelegenheiten von Arbeitnehmern / demokratisches Prinzip / eingeschränkte Mitbestimmung.
1) Die Aufnahme der Tätigkeit durch Pflegekräfte an einem Universitätsklinikum aufgrund eines mit der DRK-Schwesternschaft geschlossenen Gestellungsvertrages ist als Einstellung gemäß § 72 Abs.1 Satz 1 Nr.1 NWPersVG auch dann mitbestimmungspflichtig, wenn die Pflegedirektorin ebenfalls von der Schwesternschaft gestellt wird.
2) In personellen Angelegenheiten von Arbeitnehmern gilt das Prinzip der eingeschränkten Mitbestimmung in entsprechender Anwendung des § 66 Abs.7 Satz 4 NWPersVG.
§§§
02.111 Ausgleichsleistungen |
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BVerwG, U, 20.06.02, - 3_C_1/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
LAG_§_349 Abs.5 S.1 1.Halbsatz
Erbe des Ausgleichsleistungsempfängers / Rückzahlungsverpflichtete / Bestandskraft des Leistungsbescheides an Nichtberechtigten / Ausgleichsleistung aufgrund unrichtigen Erbscheins.
Erben des Empfängers einer Ausgleichsleistung nach dem Lastenausgleichsgesetz sind - unter der Voraussetzung des Vorliegens des Empfangs einer Schadensausgleichsleistung - auch dann nach § 349 Abs. 5 Satz 1 1. Halbsatz LAG Rückzahlungsverpflichtete, wenn der Erblasser nur in Folge eines unrichtigen Erbscheins bestandskräftig die Ausgleichsleistung für ein Mietwohngrundstück in der DDR erlangt hatte, und sie nach der wahren Rechtslage als Nacherben eines Dritten Eigentümer des betreffenden Grundstücks geworden sind (im Anschluss an das Senatsurteil vom 18.Mai 2000 - BVerwG 3 C 9.99 -).
§§§
02.112 Gebäudeeigentum |
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BVerwG, U, 20.06.02, - 3_C_8/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
EGBGB_Art.233 § 2b Abs.1 und 2 iVm § 2a Abs.1 Satz 1 Buchst.a und b
selbständiges Gebäudeeigentum zu Gunsten einer LPG / Nutzungsrecht / faktische Nutzung / Übertragung zur Nutzung / Nutzung durch den Bebauer.
Eine LPG kann selbständiges Gebäudeeigentum an einem von ihr vor dem 3.Oktober 1990 auf einem fremden Grundstück errichteten Gebäude ua auch nach Maßgabe von Art.233 § 2b Abs.1 Satz 1 iVm § 2a Abs.1 Satz 1 Buchst.a EGBGB erworben haben.
§§§
02.113 Vermessungsingenieure |
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BVerwG, B, 21.06.02, - 4_BN_26/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
BauGB_§_46 Abs.4 S.3; (Th) UmlAusVO
Umlegungsverfahren / öffentlich bestellter Vermessungsingenieur / Normenkontrolle / Antragsbefugnis.
Die Regelung des § 46 Abs.4 Satz 3 BauGB, nach der die Gemeinde öffentlich bestellte Vermessungsingenieure mit der Vorbereitung der im Umlegungsverfahren zu treffenden Entscheidungen beauftragen kann, vermittelt dem Vermessungsingenieur keinen subjektiv öffentlichen Rechtsanspruch.
§§§
02.114 Rechtsmittelfrist |
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BVerwG, B, 24.06.02, - 2_WDB_5/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
WDO_§_5 Abs.1 Nr.1, WDO_§_91 Abs.1 S.1, WDO_§_111 Abs.2, WDO_§_116 Abs.1 S.2, WDO_§_§ 117 S.1; StPO_§_44, StPO_§_45 Abs.1 S.1
Beschwerde des Soldaten / Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand / Verschulden bei Wahrung der Berufungsfrist / Versäumnisse des Verteidigers / Fehler bei der Fristberechnung / Mitverschulden des Soldaten an der Fristversäumnis nach schriftlicher Belehrung über Dauer, Beginn und Lauf der Berufungsfrist / keine Freistellung eines anwaltlich vertretenen Soldaten von Sorgfaltspflichten bei der Beachtung der prozessualen Vorschriften.
1) Es obliegt jedem Rechtsmittelführer, die Frage der Einhaltung einer gesetzlichen Frist vor Einlegung eines Rechtsmittels selbständig zu prüfen.
2) Er kann sich - ohne eigene Überprüfung einer solchen Fristberechnung - nicht ohne weiteres darauf verlassen, dass die Angaben eines früheren Verteidigers zur Fristberechnung zutreffend waren; dafür gibt es weder einen gültigen Erfahrungssatz noch einen generellen Vertrauensschutz.
3) Nach der Rechtsprechung des Senats ist auch ein anwaltlich vertretener Soldat bei der Beachtung prozessualer Vorschriften nicht von allen Sorgfaltspflichten freigestellt. Er muss sich fehlerhaftes Verhalten seiner Bevollmächtigten zurechnen lassen, wenn ihn ein Mitverschulden an der Fristversäumnis trifft.
§§§
02.115 Auslandsverwendung |
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BVerwG, B, 25.06.02, - 1_WB_19/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
VwVfG_§_38 Abs.1 S.1; Richtlinien zur Versetzung, zum Dienstpostenwechsel und zur Kommandierung von Soldaten vom 3.März 1988 (VMBl S.76) in der hier anzuwendenden Fassung vom 11.August 1998 (VMBl S.242) Nr.5 Buchst.a, f, Nrn.6, 7, 18
Versetzung / Auslandsverwendung / Endverwendung / Zusage / Vertrauensschutz / Verwendungsentscheidung / Versetzungshindernis / zwingende dienstliche Gründe.
Für eine nur ausnahmsweise zulässige Verlängerung der dreijährigen Verwendungszeit eines Soldaten im Ausland ("Tour of Duty") als Endverwendung bedarf es einer ausdrücklichen Entscheidung der zuständigen personalbearbeitenden Stelle. Die stillschweigende Verlängerung der Auslandsverwendung eines Berufssoldaten kommt deshalb rechtlich nicht in Betracht.
§§§
02.116 Urkundenfälschung |
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BVerwG, U, 25.06.02, - 2_WD_44/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
SG_§_7, SG_§_13 Abs.1, SG_§_17 Abs.2 S.1; StGB_§_20
Urkundenfälschung eines Lehrgangszeugnisses durch den Soldaten / Freispruch wegen einer schweren anderen seelischen Abartigkeit (ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung) / akute Belastungssituation der nicht bestandenen Prüfung während der Tatzeit als Auslöser eines Verdrängungsmechanismusses / "Vaterkomplex" - Reaktivierung der hohen Leistungsanforderungen des Vaters mit körperlicher und psychischer Strafandrohung durch spezielle Belastungssituationen in der Bundeswehr.
Freispruch eines Soldaten vom Vorwurf der Urkundenfälschung seines Lehrgangszeugnisses wegen Schuldunfähigkeit.
§§§
02.117 Abschiebehindernis |
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BVerwG, U, 26.06.02, - 1_C_17/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
AuslG_§_51 Abs.1, AuslG_§_53; AsylVfG_§_31 Abs.3 +5; VwGO_§_88, VwGO_§_129
Auslegung des Klageantrags / Hauptantrag / Hilfsantrag / Rangverhältnis / Rechtsschutzbedürfnis / Feststellung von Abschiebungshindernissen / gesetzlicher Schutzbereich / negative Feststellung / Bestandskraft / stillschweigende Bedingung.
1) Der Antrag auf Verpflichtung zur Feststellung von Abschiebungshindernissen nach § 53 AuslG ist im Asylprozess grundsätzlich nur als Hilfsantrag zulässig und deshalb regelmäßig auch so auszulegen (Bestätigung der bisherigen Rechtsprechung).
2) Die Feststellung in dem Bescheid des Bundesamts für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge, dass Abschiebungshindernisse nach § 53 AuslG nicht vorliegen, wird in aller Regel gegenstandslos, wenn die Klage auf Gewährung von Asyl nach Art.16a GG oder Abschiebungsschutz nach § 51 Abs.1 AuslG Erfolg hat.
§§§
02.118 Handwerkskammer |
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BVerwG, U, 26.06.02, - 6_C_21/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
HwO_§_93, HwO_§_100, HwO_§_101, HwO_§_105 Abs.2, HwO_§_3 Anl.C; Satzung der Handwerkskammer Konstanz § 5
Handwerkskammer / Vollversammlung / Wahl zur Vollversammlung / Materielle Präklusion / Mitglieder der Vollversammlung / Aufteilung / Gewerbegruppen / wirtschaftliche Besonderheiten / Kammerbezirk / Kreise / regionale Aufteilung
1) § 101 Abs.3 HwO bestimmt keine materielle Präklusion nicht rechtzeitig und substantiiert vorgebrachter Wahlanfechtungsgründe.
2) § 93 Abs.2 HwO lässt eine Aufteilung der Mitglieder der Vollversammlung der Handwerkskammer nach den im Kammerbezirk befindlichen Landkreisen nur zu, um dadurch die wirtschaftlichen Besonderheiten des Kammerbezirks zu berücksichtigen; eine Aufteilung nach Regionen als selbständiges Verteilungskriterium ist nicht zulässig.
§§§
02.119 Anhörung |
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BVerwG, U, 26.06.02, - 8_C_30/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
VwVfG_§ 28 Abs.1, VwVfG_§_49 Abs.3 S.1 Ziff.1, VwVfG_§_49a Abs.1, 3+4; VwGO_§_86 Abs. 1, § 108 Abs. 2
Anhörung Beteiligter / alsbald im Sinne des Verwaltungsverfahrensrechts / Zinsen wegen nicht alsbaldiger Verwendung einer Leistung / Widerruf eines Verwaltungsakts wegen nicht alsbaldiger Verwendung einer Leistung / Leistung, nicht alsbaldige Verwendung einer - / Subvention, alsbaldige Verwendung einer - / Verwaltungsvorschrift, norminterpretierende / Bindung an Verwaltungsvorschriften / Allgemeine Nebenbestimmungen für Zuwendungen an Gemeinden / Ermessen bei der Erhebung von Zinsen / Ermessen beim Widerruf eines Verwaltungsakts / Erstattungszinsen.
Eine Leistung ist nicht im Sinne des § 49a Abs.4 VwVfG "alsbald" nach der Auszahlung verwendet worden, wenn dies nicht kurz danach geschehen ist; ein fehlendes Verschulden des Leistungsempfängers kann allein bei der Ausübung des Ermessens berücksichtigt werden.
§§§
02.120 Engliederungshilfe |
---|
BVerwG, U, 27.06.02, - 5_C_33/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
BSHG_§_97, BSHG_§_103 Abs.3;
Eingliederungshilfe / örtliche Zuständigkeit nach Wechsel von stationärer zu ambulanter - / Zuständigkeit / örtliche - nach Wechsel von stationärer zu ambulanter Eingliederungshilfe.
Mit dem Wechsel von stationärer zu ambulanter Eingliederungshilfe endet die örtliche Zuständigkeit nach § 97 Abs.2 BSHG und ist sie nach § 97 Abs.1 BSHG neu zu bestimmen (wie BVerwG 5 C 30.01).
§§§
02.121 Erstattungsanspruch |
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BVerwG, U, 28.06.02, - 5_C_8/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
BSHG_§_107 Abs.1, BSHG_§_111 Abs.1
Erstattungsanspruch, kein - in Höhe als Einkommen angerechnete Kindergeld- und Wohngeldleistungen / Kostenerstattung, keine - in Höhe als Einkommen angerechnete Kindergeld- und Wohngeldleistungen / Sozialhilfekosten, keine Entstehung von - in Höhe als Einkommen angerechnete Kindergeld- und Wohngeldbeträge
1) Der Anspruch auf Erstattung von Sozialhilfekosten nach § 107 Abs.1 BSHG richtet sich auf aufgewendete Kosten (§ 111 Abs.1 BSHG). Daran fehlt es, soweit Kindergeld und pauschaliertes Wohngeld als Einkommen auf die Sozialhilfe angerechnet worden sind.
2) Eine erst im Erstattungsverfahren geänderte Einkommenszurechnung kann nicht nachträglich "aufgewendete Kosten" zur Entstehung bringen.
§§§
02.122 Leitervertreter |
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BVerwG, B, 28.06.02, - 6_P_1/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
(Hb) PersVG_§_8, PersVG_§_87, PersVG_§_88 Abs.1
Antragsabhängige Mitbestimmung / Feststellungsinteresse / Stellvertreter des Dienststellenleiters.
Der Personalrat bestimmt in personellen Angelegenheiten eines (zweiten) Vertreters des Leiters der Dienststelle nur auf Antrag mit (§ 88 Abs.1 HmbPersVG).
§§§
02.123 Hunderassen |
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BVerwG, U, 03.07.02, - 6_CN_8/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
GG_Art.1 Abs.1; GG_Art.2 Abs.1, GG_Art.2 Abs.2 S.1; GG_Art.3 Abs.1; GG_Art.14, GG_Art.20 Abs.1, GG_Art.20 Abs.3; GG_Art.28 Abs.1; BGB_§_139, BGB_§_833; StGB_§_13, StGB_§_211 ff, StGB_§_223 ff; NGefAG_§_2, NGefAG_§_11, NGefAG_§_55; VwGO_§_42, VwGO_§_47, VwGO_§_113;
Hunderassen / Rasselisten / Generalermächtigung / Gefahr / Gefahrenabwehr / Gefahrenvorsorge / Gefahrenverdacht / Bestimmtheitsgrundsatz / Gesetzesvorbehalt / Rechtsstaatsprinzip / Demokratieprinzip.
1) Ein bloßer Gefahrenverdacht rechtfertigt kein Einschreiten der Sicherheitsbehörden in Form einer Rechtsverordnung auf der Grundlage der polizeilichen Generalermächtigung.
2) Eingriffe der staatlichen Verwaltung in die Freiheitssphäre zum Zweck der Gefahrenvorsorge müssen nach rechtsstaatlichen und demokratischen Grundsätzen in einem besonderen Gesetz vorgesehen sein.
3) Der Verordnungsgeber kann nach gegenwärtigem fachwissenschaftlichem Erkenntnisstand nicht allein an die Zugehörigkeit eines Hundes zu einer bestimmten Rasse oder einem bestimmten Typ anknüpfen, wenn er auf der Grundlage des allgemeinen Gefahrenabwehrrechts den Schutz der Bevölkerung vor den von Hunden ausgehenden Gefahren verbessern will.
§§§
02.124 untergesetzliche Norm |
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BVerwG, U, 04.07.02, - 2_C_13/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
VwGO_§_40 Abs.1, VwGO_§_47; BBesG_§_49 Abs.3 ;
Klage auf Änderung oder Erlass einer untergesetzlichen Rechtsnorm / Abgeltung der Kosten eines Gerichtsvollzieherbüros.
1) Der Streit um die Verpflichtung der Exekutive zum Erlass oder zur Änderung untergesetzlicher Rechtsnormen ist nichtverfassungsrechtlicher Art (wie bish Rspr).
2) § 47 VwGO schließt Klagen nicht aus, mit denen ein Anspruch auf Erlass oder Änderung einer untergesetzlichen Rechtsnorm geltend gemacht wird (wie bish Rspr).
3) § 49 Abs.3 BBesG enthält nicht nur eine Ermächtigung zum Verordnungserlass, sondern verpflichtet den Dienstherrn zur regelmäßigen Entschädigung der angefallenen notwendigen Kosten eines Gerichtsvollzieherbüros.
§§§
02.125 Erlass Rechtsnorm |
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BVerwG, U, 04.07.02, - 2_C_13/01 -
Originalurteil
VwGO_§_40 Abs.1, VwGO_§_47; BBesG_§_49 Abs.3
Klage auf Änderung oder Erlass einer untergesetzlichen Rechtsnorm / Abgeltung der Kosten eines Gerichtsvollzieherbüros.
1) Der Streit um die Verpflichtung der Exekutive zum Erlass oder zur Änderung untergesetzlicher Rechtsnormen ist nichtverfassungsrechtlicher Art (wie bish Rspr.).
2) § 47 VwGO schließt Klagen nicht aus, mit denen ein Anspruch auf Erlass oder Änderung einer untergesetzlichen Rechtsnorm geltend gemacht wird (wie bish. Rspr.).
3) § 49 Abs.3 BBesG enthält nicht nur eine Ermächtigung zum Verordnungserlass, sondern verpflichtet den Dienstherrn zur regelmäßigen Entschädigung der angefallenen notwendigen Kosten eines Gerichtsvollzieherbüros.
LB 4) Die Ausnahme setzt das Vorliegen eines "besonderen Falles" voraus. Ein solcher Fall wird durch atypische Umstände gekennzeichnet, die ihn von der Menge gleichliegender "Normalfälle" unterscheiden und die so bedeutsam und gewichtig sind, dass sie die normative Regel ausnahmsweise zurücktreten lassen.
§§§
02.127 Kopftuch |
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BVerwG, U, 04.07.02, - 2_C_21/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
GG_Art.3 Abs.3 S.1, GG_Art.4, GG_Art.6 Abs.2 S.1, GG_Art.7 Abs.1, GG_Art.33 Abs.2, GG_Art.33 Abs.3 S.1;
Einstellung als Lehrerin an Grund- und Hauptschulen im Beamtenverhältnis auf Probe / Kopftuch, Verbot des Unterrichtens mit islamischem -/ Religionsfreiheit.
Die Einstellung als Lehrerin an Grund- und Hauptschulen im Beamtenverhältnis auf Probe darf abgelehnt werden, wenn die Bewerberin nicht bereit ist, im Unterricht auf das Tragen eines "islamischen Kopftuchs" zu verzichten.
Z-209 Zur Zulassung zu einem öffentlichen Amt
Auszug aus BVerwG U, 04.07.02, - 2_C_21/01 -, Originalurteil, Abs.9 ff
Z-210 Zu den Schranken der Glaubensfreiheit
Auszug aus BVerwG U, 04.07.02, - 2_C_21/01 -, Originalurteil, Abs.13 ff
Z-211 Zum islamischen Kopftuch
Auszug aus BVerwG U, 04.07.02, - 2_C_21/01 -, Originalurteil, Abs.14 ff
§§§
02.128 Holz- und Baumarkt |
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BVerwG, B, 09.07.02, - 4_B_14/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
VwGO_§_132 Abs.2 Nr.1 +3; BauNVO_§_11 Abs.3 S.3, BauNVO_§_11 Abs.3 S.4
Holz- und Baumarkt / großflächiger Einzelhandelbetrieb / Vermutungsregel
Z-212 großflächige Einzelhandelsbetriebe
Auszug aus BVerwG B, 09.07.02, - 4_B_14/02 -, Originalurteil, Abs.4 ff
§§§
02.129 Energieversorgung |
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BVerwG, U, 11.07.02, - 4_C_9/00 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
GG_Art.14 Abs.1, GG_Art.14 Abs.3, GG_Art.100 Abs.1 S.1; (35) EnWG_§_11; (98) EnWG_§_12;
Energieversorgung, öffentliche / Errichtung einer 110 kV-Stromfreileitung / Enteignung zu Gunsten privater Energieversorgungsunternehmen / Gemeinwohlbindung / Fehlen eines Fachplanungsvorbehalts / Genehmigung, raumordnerische / Bedarfsfeststellung, aufsichtsbehördliche / Vorhabenkontrolle durch Enteignungsbehörde.
1) Die Enteignung für Zwecke der öffentlichen Energieversorgung zu Gunsten privatrechtlich organisierter Energieversorgungsunternehmen nach § 11 EnWG 1935 und § 12 EnWG 1998 war und ist mit Art.14 GG vereinbar (im Anschluss an BVerfGE 66,248).
2) Die Eigentumsgarantie des Art.14 GG zwingt nicht dazu, Bau und Betrieb einer 110 kV-Stromfreileitung generell einem fachplanerischen Planfeststellungsverfahren mit enteignungsrechtlicher Vorwirkung zu unterwerfen.
3) Nach § 11 Abs.1 EnWG 1935 bzw § 12 Abs.1 und 2 EnWG 1998 stellt die Energieaufsichtsbehörde mit Bindungswirkung für die Enteignungsbehörde fest, dass das Wohl der Allgemeinheit den Entzug oder die Beschränkung von Grundeigentum für eine Stromfreileitung generell (dem Grunde nach) rechtfertigt. Diese Entscheidung schließt die Feststellung des energiewirtschaftlichen Bedarfs mit ein.
4) Im Übrigen hat die Enteignungsbehörde die Vorhabenplanung grundsätzlich uneingeschränkt zu überprüfen (wie BVerwGE 72,365 <367>).
§§§
02.130 Abschiebung |
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BVerwG, U, 16.07.02, - 1_C_8/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
GG_Art.6; EMRK_Art.8; AuslG_§_8 Abs.2 S.2; AuslG_§_17 Abs.1 +5; AuslG_§_21 Abs.1, AuslG_§_48 Abs.2 S.1;
Aufenthaltserlaubnis / Versagung der Aufenthaltserlaubnis / Aufenthaltsbeendigung / Ausweisungsgrund / Abschiebungsandrohung / Abschiebung / Sperrwirkung der Abschiebung / maßgeblicher Zeitpunkt / besonders schwere Straftat / Minderjähriger / Minderjährigenschutz / besonderer Ausweisungsschutz / Familienschutz / familiäre Lebensgemeinschaft / Ermessensreduzierung auf Null.
1) Eine Abschiebung, mit der die durch die Versagung der Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis entstandene Ausreisepflicht während des noch laufenden Rechtsmittelverfahrens vollzogen worden ist, kann eine Sperrwirkung nach § 8 Abs. 2 Satz 2 AuslG allenfalls dann entfalten, wenn die Versagung der Aufenthaltserlaubnis rechtmäßig gewesen ist.
2) Die Entscheidung des Gesetzgebers für einen besonderen Ausweisungsschutz für Minderjährige nach § 48 Abs.2 Satz 1 AuslG, mit dem der Auftrag zum Schutz der Familie nach Art.6 GG, Art.8 EMRK konkretisiert wird, ist auch im Rahmen der nach § 21 Abs.1 Satz 2 iVm § 17 Abs.5 AuslG zu treffenden Ermessensentscheidung über die Versagung der Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis zu beachten. Einem im Bundesgebiet geborenen und aufgewachsenen minderjährigen Ausländer, dessen Eltern sich hier erlaubt aufhalten, kann deshalb die Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis nur unter ähnlich strengen Voraussetzungen versagt werden, wie sie für die Ausweisung Minderjähriger gelten.
§§§
02.131 Ausbildungsverkehr |
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BVerwG, U, 18.07.02, - 3_C_52/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
PBefAusglV_§_3 Abs.5; PBefG_§_45a Abs.2;
Ausbildungsverkehr, im - geleistete Personen-Kilometer / Personen-Kilometer, im Ausbildungsverkehr geleistete - / Reiseweite, durchschnittliche mittlere - / mittlere Reiseweite, durchschnittliche - / Strecken-Tarif, genehmigter - / genehmigter Strecken-Tarif / Zonentarif / "Aufsammelverkehr" im Ausbildungsverkehr / Umwegfahrten im Ausbildungsverkehr / Straßenentfernung / Linienführung, genehmigte - / genehmigte Linienführung / Nachweis der Abweichung von der mittleren Reiseweite / Abweichung, Nachweis der - von der mittleren Reiseweite / Überlandlinienverkehr; Ortslinienverkehr / Kosten-Unterdeckung.
1) Bei der Ermittlung der im Ausbildungsverkehr geleisteten Personen-Kilometer (§ 45 a Abs. 2 Satz 1 PBefG) sind im Rahmen der "mittleren Reiseweite" (§ 3 Abs. 5 PBefAusglV) grundsätzlich die tatsächlichen Transportleistungen zu berücksichtigen, die Auszubildenden auf der Grundlage der genehmigten Linienführung erbracht werden, auch wenn die gefahrenen Strecken für den einzelnen Fahrgast die günstigste Straßenentfernung übersteigen.
2) Die tatsächlichen Beförderungsstrecken bleiben außer Betracht, wenn genehmigte Streckentarife (§ 39 PBefG) vorliegen, die für das Entgelt eine geringere Streckenleistung zugrunde legen.
§§§
02.132 Diskriminierung |
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BVerwG, U, 18.07.02, - 3_C_53/01 -
Originalurteil
GG Art.3 Abs.2, Abs.3 S.1; Rili 76/207/EWG Art.2 Abs.1, Abs.4; EG_Art.141 Abs.4
Maßgeblicher Zeitpunkt für Klage auf Subventionsgewährung / Diskriminierung wegen des Geschlechts / Gleichberechtigungsgebot / Frauenförderung / Maßnahmen zur tatsächlichen Durchsetzung der Gleichberechtigung / unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen bei Förderung der Betriebsgründung.
1) Zur maßgeblichen Sach- und Rechtslage für die Beurteilung einer Verpflichtungsklage auf Gewährung einer durch Richtlinien geregelten Subvention.
2) Der Auftrag des Grundgesetzes an den Staat, die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung zu fördern (Art.3 Abs.2 Satz 2 GG), rechtfertigt es, Frauen bei der Förderung selbständiger Betriebsgründungen im Handwerk günstigere Bedingungen einzuräumen als Männern. Eine solche Bevorzugung bedarf nicht der Regelung durch Gesetz.
§§§
02.133 Subvention |
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BVerwG, U, 18.07.02, - 3_C_54/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
GG_Art.3 Abs.2, GG_Art.3 Abs.3 S.1; Rili 76/207/EWG Art.2 Abs.1, Abs.4 EG_Art.141 Abs.4
Maßgeblicher Zeitpunkt für Klage auf Subventionsgewährung / verfassungswidrige Zweckbestimmung für Subvention im Haushaltsplan / Diskriminierung wegen des Geschlechts / Gleichberechtigungsgebot / Frauenförderung / Maßnahmen zur tatsächlichen Durchsetzung der Gleichberechtigung / unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen bei Förderung der Betriebsgründung.
1) Zur maßgeblichen Sach- und Rechtslage für die Beurteilung einer Verpflichtungsklage auf Gewährung einer durch Richtlinien geregelten Subvention.
2) Eine verfassungswidrige Zweckbestimmung im Haushaltsplan für eine im Übrigen nach Richtlinien zu vergebende Subvention ist im Rechtsstreit über die Vergabe der Subvention nicht bindend.
3) Der Auftrag des Grundgesetzes an den Staat, die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung zu fördern (Art.3 Abs.2 Satz 2 GG), rechtfertigt es, Frauen bei der Förderung selbständiger Betriebsgründungen im Handwerk günstigere Bedingungen einzuräumen als Männern. Eine solche Bevorzugung bedarf nicht der Regelung durch Gesetz.
§§§
02.134 Subvention |
---|
BVerwG, U, 18.07.02, - 3_C_55/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
GG_Art.3 Abs.2, GG_Art.3 Abs.3 S.1; Rili 76/207/EWG Art.2 Abs.1, Abs.4 EG_Art.141 Abs.4
Maßgeblicher Zeitpunkt für Klage auf Subventionsgewährung / verfassungswidrige Zweckbestimmung für Subvention im Haushaltsplan / Diskriminierung wegen des Geschlechts / Gleichberechtigungsgebot / Frauenförderung / Maßnahmen zur tatsächlichen Durchsetzung der Gleichberechtigung / unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen bei Förderung der Betriebsgründung.
1) Zur maßgeblichen Sach- und Rechtslage für die Beurteilung einer Verpflichtungsklage auf Gewährung einer durch Richtlinien geregelten Subve ntion.
2) Eine verfassungswidrige Zweckbestimmung im Haushaltsplan für eine im Übrigen nach Richtlinien zu vergebende Subvention ist im Rechtsstreit über die Vergabe der Subvention nicht bindend.
3) Der Auftrag des Grundgesetzes an den Staat, die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung zu fördern (Art.3 Abs.2 Satz 2 GG), rechtfertigt es, Frauen bei der Förderungselbständiger Betriebsgründungen im Handwerk günstigere Bedingungen einzuräumen als Männern. Eine solche Bevorzugung bedarf nicht der Regelung durch Gesetz.
§§§
02.138 Gewaltvideos |
---|
BVerwG, B, 22.07.02, - 2_WDB_1/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
SG_§_7, SG_§_17 Abs.2 S.2; WDO_§_126 Abs.3, WDO_§_126 Abs.5; StGB_§_131 Abs.1
Gewaltvideos / Horrorvideos / Menschenwürde / Einbehaltung von Übergangsgebührnissen / Ruhegehalt.
1) Für die Prognose der Verhängung der disziplinaren Höchstmaßnahme, die Voraussetzung für den vorläufigen Einbehalt eines Teils des Ruhegehalts nach § 126 Abs.3 Satz 1 WDO ist, genügt die Feststellung, dass der frühere Soldat das ihm zur Last gelegte schwerwiegende Dienstvergehen mit einem hinreichenden Grad von Wahrscheinlichkeit begangen hat (im Anschluss an die ständige Rechtsprechung des Senats).
2) Das Vorrätighalten und Anbieten einer großen Anzahl von Gewalt- und Horrorvideos unter Verstoß gegen § 131 Abs.1 Nr.4 StGB stellt ein schwerwiegendes Dienstvergehen dar, das bei Fehlen von Milderungsgründen in der Tat oder in der Person des Soldaten die Verhängung der disziplinaren Höchstmaßnahme rechtfertigt.
§§§
02.139 Kommunales Schwimmbad |
---|
BVerwG, U, 25.07.02, - 7_C_24/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
BImSchG_§_22 Abs.1 S.1, BImSchG_§_24 S.1; 18.BImSchV_§_1 ff;
Kommunales Schwimmbad / Geräuschimmissionen / Anlagenbetreiber, hoheitlicher / Immissionsrichtwert / zuständige Behörde / Anordnung / Immissionsschutzpflicht Hoheitsträger / Kommunalaufsicht.
Die zuständige Immissionsschutzbehörde ist befugt, gegenüber einer Gemeinde den beim Betrieb ihrer kommunalen Einrichtung einzuhaltenden Immissionsrichtwert anzuordnen.
§§§
02.140 Aktenvorlage |
---|
BVerwG, B, 29.07.02, - 2_AV_1/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
VwGO_§_99;
Pflicht der Behörden zur Aktenvorlage / geheimhaltungsbedürftige Tatsachen / Zwischenverfahren wegen Verweigerung der Aktenvorlage / Beschränkung der Entscheidung im Zwischenverfahren auf Rechtmäßigkeit der Verweigerung / Geheimhaltung kriminalpolizeilicher Informationsquellen und Konzeptionen der Verbrechensbekämpfung.
1) Die Entscheidungsbefugnis des Fachsenats nach § 99 Abs.2 VwGO ist beschränkt auf die Frage, ob die Verweigerung der Aktenvorlage durch die Behörde rechtmäßig ist.
2) Die Notwendigkeit, kriminalpolizeiliche Informationsquellen zu schützen und die Konzeption der Verbrechensbekämpfung geheim zu halten, kann es nicht zulassen, dass der Inhalt einer polizeilichen Akte über den Einsatz eines sog verdeckten Ermittlers (V-Person) bekannt wird.
§§§
02.141 Inkompatibilität |
---|
BVerwG, U, 29.07.02, - 8_C_22/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
GG_Art.28 Abs.1 S.2, GG_Art.137 Abs.1; (SH) GO_§_31a Abs.1 Nr.1; GKWG_§_37a Abs.1 und 4, GKWG_§_44;
Inkompatibilität / Ineligibilität / Unvereinbarkeit von Amt und Mandat / Gemeindevertretung / Teilzeitangestellte des die Gemeinde verwaltenden Amtes.
Es ist von Verfassungs wegen nicht zu beanstanden, wenn der Landesgesetzgeber die Tätigkeit einer Teilzeitangestellten des die Gemeinde verwaltenden Amtes ohne Rücksicht auf die konkret ausgeübte Funktion generell für unvereinbar mit der gleichzeitigen Wahrnehmung eines Mandats in der Gemeindevertretung erklärt.
§§§
02.142 Bodenordnungsverfahren |
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BVerwG, U, 29.07.02, - 9_C_1/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
FlurbG_§_7; LwAnpG_§_53 Abs.1, LwAnpG_§_54, LwAnpG_§_56, LwAnpG_§_63 Abs.2, LwAnpG_§_64; SachenRBerG_§_5 Abs.2; VwGO_§_67 Abs.1; ZGB-DDR_§_296;
Freiwilliger Landtausch / Bodenordnungsverfahren, Antragsbefugnis für - / Baulichkeiteneigentum / Nebengebäude / Eigenheim / Verfahrensgebiet, Abgrenzung des - / räumlich-funktionaler Zusammenhang.
1) Eine Antragsbefugnis für ein Bodenordnungsverfahren nach § 64 LwAnpG kann weder aus § 296 ZGB-DDR ("Baulichkeiteneigentum") noch aus einer entsprechenden Anwendung von § 5 Abs.2 Satz 2 SachenRBerG (Nebengebäude eines Eigenheims) hergeleitet werden.
2) In das Verfahrensgebiet für ein Bodenordnungsverfahren können auch solche Grundstücke einbezogen werden, die zwar für sich die Voraussetzungen des § 64 LwAnpG nicht erfüllen, ohne die aber eine sinnvolle Lösung des zugrunde liegenden sachenrechtlichen Konflikts nicht zu erreichen wäre. Hierzu zählen auch Grundstücke mit Eigenheim-Nebengebäuden, die mit Billigung staatlicher Stellen errichtet worden sind.
§§§
02.143 Abschiebungsschutz |
---|
BVerwG, U, 31.07.02, - 1_C_7/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
VwGO_§_121; AsylVfG_§_34; AuslG_§_51 Abs.1, AuslG_§_53;
Aufhebung der Abschiebungsandrohung / Rechtskraftwirkung / Abschiebungsschutz / erneute Abschiebungsandrohung.
Die (Teil-)Rechtskraft eines Urteils, in dem das Verwaltungsgericht die Androhung der Abschiebung in den Heimatstaat (hier: Äthiopien) wegen der gleichzeitigen Verpflichtung zur Gewährung von Abschiebungsschutz nach § 51 Abs.1 und § 53 AuslG aufgehoben hat, steht dem erneuten Erlass einer Abschiebungsandrohung ausnahmsweise dann nicht entgegen, wenn das Oberverwaltungsgericht der Berufung, die es nur zu § 51 Abs.1 und § 53 AuslG zugelassen hat, stattgibt und die Klage insoweit abweist.
§§§
02.144 Auslandsverwendung |
---|
BVerwG, B, 31.07.02, - 1_WB_17/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
VwVfG_§_49 Abs.2 Nr.3 analog; SBG_§_23 Abs.1;
Versetzung / Aufhebung / Ausland / USA / Auslandsverwendung / Eignung / Disziplinarverfahren, gerichtliches / Einleitung.
Bereits die Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens kann die uneingeschränkte Eignung eines Soldaten für eine Auslandsverwendung in Frage stellen.
§§§
02.145 Sicherheitsrisiko |
---|
BVerwG, B, 31.07.02, - 1_WB_21/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
SÜG_§_5 Abs.1, SÜG_§_14 Abs.3;
Sicherheitsüberprüfung / Sicherheitsrisiko / Ehefrau / Staatsangehörigkeit / Staatsangehörigkeit, chinesische / Staaten mit besonderen Sicherheitsrisiken / China / Erpressbarkeit / Flucht / Angehörige.
Tatsächliche Anhaltspunkte, die ein Sicherheitsrisiko wegen möglicher Erpressbarkeit begründen, können sich daraus ergeben, dass die Ehefrau eines Soldaten, die nur die Staatsangehörigkeit eines "Staates mit besonderen Sicherheitsrisiken" besitzt, den diplomatischen Dienst dieses Staates ohne Erlaubnis verlassen und sich nach Deutschland abgesetzt hat.
§§§
02.146 Sicherheitsrisiko |
---|
BVerwG, B, 31.07.02, - 1_WB_24/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
SG_§_20 Abs.2 S.3; SÜG_§_5 Abs.1 Nr.2, SÜG_§_13 Abs.1 Nr.17, SÜG_§_14 Abs.3; ZDv 2/30 Nr.2414 S.1 Nr.2
Sicherheitsüberprüfung / Sicherheitsrisiko / Staat mit besonderen Sicherheitsrisiken / Staatsangehörigkeit / Erpressbarkeit / nahe Angehörige / Syrien / Berufsangabe.
Tatsächliche Anhaltspunkte für ein Sicherheitsrisiko nach dem Sicherheitsüberprüfungsgesetz können sich daraus ergeben, dass der betroffene Soldat die Staatsangehörigkeit eines "Staates mit besonderen Sicherheitsrisiken" innehat, wenn zusätzlich in seiner Person konkrete Hinweise darauf bestehen, dass er einer besonderen Gefährdung durch Anbahnungsversuche fremder Nachrichtendienste ausgesetzt ist.
§§§
02.147 Entwicklungsbereich |
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BVerwG, B, 05.08.02, - 4_BN_32/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
GG_Art.14 Abs.3; BauGB_§_165, BauGB_§_169;
Städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen / gerichtliche Kontrolldichte / gemeindlicher Bewertungsspielraum / enteignungsrechtliche Vorwirkung / Abwägung.
Zur gerichtlichen Kontrolldichte bei der Überprüfung, ob die Voraussetzungen für die förmliche Festlegung eines städtebaulichen Entwicklungsbereichs (§ 165 BauGB) gegeben sind.
§§§
02.148 Vorarbeiten |
---|
BVerwG, B, 07.08.02, - 4_VR_9/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
FStrG_§_16a;
Vorbereitung der Planung / Erkundungsmaßnahmen / Ausschreibung / Duldung von Vorarbeiten.
Maßnahmen, die zur Erstellung ordnungsgemäßer Ausschreibungsunterlagen erforderlich sind, können Vorarbeiten zur Vorbereitung der Straßenplanung im Sinne von § 16a FStrG sein.
§§§
02.149 Erschließungsbeiträge |
---|
BVerwG, B, 09.08.02, - 9_B_35/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
VwGO_§_132 Abs.2 Nr.1, VwGO_§_137, VwGO_§_173 S.1; ZPO_§_560; BauGB_§_127; (By) KAG_§_5a;
Grundsätzliche Bedeutung der Rechtssache / Verletzung von Bundesrecht / Ersetzung von Bundesrecht durch Landesrecht / Recht der Erschließungsbeiträge.
Nach der vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof vorgenommen Auslegung des § 5a des bayerischen Kommunalabgabengesetzes idF des Änderungsgesetzes vom 27.Dezember 1996 (GVBl S.541) hat der bayerische Landesgesetzgeber durch diese Vorschrift die §§ 127 bis 135 BauGB in der am 1.Januar 1997 geltenden Fassung in bayerisches Landesrecht überführt. Damit ist auch die vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof vorgenommene Auslegung dieser Vorschriften des Baugesetzbuchs der Überprüfung im Revisionsverfahren grundsätzlich entzogen.
§§§
02.150 Probenzeiten |
---|
BVerwG, B, 12.08.02, - 6_P_17/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
(NW) PersVG_§_72;
Mitbestimmung des Personalrats / Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit / Probenzeiten der Bühnenangestellten / Kunstfreiheit.
1) Die Mitbestimmung des Personalrats bei der Festlegung von Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit kann auch dann eingreifen, wenn nur ein Teil der täglichen Arbeitszeit geregelt wird.
2) Der Mitbestimmung des Personalrats beim Ende der Probenzeiten stehen die für die Bühnenangestellten jeweils geltenden tarifvertraglichen Bestimmungen über die Dauer der Proben nicht entgegen.
3) Die Kunstfreiheit nach Art.5 Abs.3 Satz 1 GG schließt eine Mitbestimmung des Personalrats bei der Festlegung des Probenendes nicht grundsätzlich aus.
§§§
02.151 Investitionsvorrangbescheid |
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BVerwG, B, 13.08.02, - 8_B_77/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
InVorG_§_16 Abs.1 S.3;
Investitionsvorrangbescheid / Investive Veräußerung / Erlösauskehr / Verkehrswert / unentgeltliche Veräußerung / Schenkung.
Der Anspruch auf Zahlung des Verkehrswertes nach § 16 Abs.1 Satz 3 InVorG besteht auch dann, wenn der Verfügungsberechtigte aufgrund des Investitionsvorrangbescheides über den Vermögenswert unentgeltlich verfügt hat.
§§§
02.152 Kriegsdienstverweigerung |
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BVerwG, B, 15.08.02, - 6_B_46/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
KDVG_§_14 Abs.2 +3; VwGO_§_108 Abs.1 S.2;
Kriegsdienstverweigerung / Urteilsbegründung / vereinfachtes Verfahren.
Sieht sich das Verwaltungsgericht nicht in der Lage, den Kläger im vereinfachten Verfahren nach § 14 Abs.3 KDVG anzuerkennen, so genügt es, wenn sich die Gründe dafür aus dem Gesamtzusammenhang des Urteils hinreichend deutlich ergeben.
§§§
02.153 Fachseminarleitung |
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BVerwG, B, 12.09.02, - 6_P_11/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
(Bl) PersVG_§_5 Abs.1, PersVG_§_86 Abs.3 S.1 Nr.3 + S.4, PersVG_§_91 Abs.2, (Bl) LBG_§_4 Abs.1; LSAG_§_1 Abs.3 S.2, LSAG_§_1 Abs.5 S.1, LSAG_§_2 Abs.1
Zulässigkeit eines abstrakten Feststellungsantrags / Mitbestimmung des Lehrerpersonalrats bei der befristeten Beauftragung von Lehrern mit der Wahrnehmung der Fachseminarleitung im Rahmen der schulpraktischen Ausbildung von Lehramtsanwärtern als Aufgabe des Landesschulamts / Teilabordnung / Angehörigkeit der Lehrer zu der "Dienststelle" Landesschulamt / kein Dienststellenwechsel als Voraussetzung einer Abordnung durch die Beauftragung zur Leitung des Fachseminars.
Eine nach § 86 Abs.3 Satz 1 Nr.3 BlnPersVG mitbestimmungspflichtige (Teil-)Abordnung liegt nicht vor, wenn einer im Landesdienst beschäftigten Lehrkraft neben ihrer Lehrtätigkeit an der Schule befristet eine Tätigkeit aus dem Aufgabenbereich des Landesschulamtes zugewiesen wird.
§§§
02.154 Stufenvertretung |
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BVerwG, B, 13.09.02, - 6_P_4/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
BPersVG_§_82 Abs.1;
Zuständigkeit der Stufenvertretung / Leiter der Mittelbehörde / Maßnahme für den gesamten Geschäftsbereich / Einstellung von Anwärtern für den gehobenen technischen Verwaltungsdienst / Wasser- und Schifffahrtsdirektion.
1) Der Bezirkspersonalrat ist zu beteiligen, wenn der Leiter der Mittelbehörde eine Maßnahme für seinen gesamten Geschäftsbereich trifft, also eine Angelegenheit regelt, welche die Beschäftigten der Mittelbehörde und der nachgeordneten Unterbehörden gleichermaßen betrifft.
2) Bei der Einstellung von Anwärtern für den gehobenen technischen Verwaltungsdienst handelt es sich um eine den gesamten Geschäftsbereich der Wasser- und Schifffahrtsdirektion betreffende Angelegenheit, bei der der dortige Bezirkspersonalrat mitzubestimmen hat.
§§§
02.155 Fiktive Klagerücknahme |
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BVerwG, B, 18.09.02, - 1_B_103/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
AsylVfG_§_81 S.1; VwGO_§_92 Abs.2 S.1; GG_Art.19 Abs.4, GG_Art.103 Abs.1
Fiktive Klagerücknahme / Voraussetzungen für Betreibensaufforderung / Fehlen begründeter Zweifel am Fortbestehen des Rechtsschutzinteresses / formularmäßige Aufforderung zur Ergänzung des Vortrags im Hauptsacheverfahren nach Bescheidung des Rechtsschutzbegehrens als offensichtlich unbegründet im Eilverfahren.
Die nicht näher konkretisierte Aufforderung an den Kläger, seine Klage unter Auseinandersetzung mit einer ablehnenden Entscheidung des Gerichts im Eilverfahren (hier: nach § 80 Abs.5 VwGO, § 36 AsylVfG) ergänzend zu begründen, vermag die Rechtsfolge der Rücknahmefiktion nach § 81 AsylVfG nicht auszulösen.
§§§
02.156 Satzungsbeschluss |
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BVerwG, U, 19.09.02, - 4_CN_1/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
BauGB_§_1 Abs.3, BauGB_§_1a Abs.3, BauGB_§_9 Abs.1 Nr.11, BauGB_§_10, BauGB_§_214 Abs.3; VwGO_§_12
Teilnichtigkeit / Abschnittsbildung / reformatio in peius / "bedingter" Satzungsbeschluss / Normsetzungsverfahren / Ausgleichsmaßnahme / Ersatzmaßnahme / naturschutzrechtliche Eingriffslage / Lärmschutz.
1) Bundesrecht steht nicht entgegen, wenn ein Gemeindeorgan, das für die Beschlussfassung über einen Bebauungsplan zuständig ist, die Prüfung einer näher umschriebenen Feststellung einem anderen Gemeindeorgan überträgt und von dem Ergebnis dieser Prüfung die Bekanntmachung des beschlossenen Bebauungsplanes abhängig macht. Das gilt nicht, wenn die Prüfung und die Bewertung des Prüfungsergebnisses nur im Rahmen der planerischen Abwägung sachgerecht stattfinden kann.
2) § 1 Abs.3 BauGB schließt einen Bebauungsplan nicht grundsätzlich aus, der durch eine isolierte Straßenplanung die Erschließung für eine zunächst nur im Flächennutzungsplan dargestellte Vorbehaltsfläche ermöglichen soll.
3) Eine Abschnittsbildung bei einer isolierten Straßenplanung nach § 9 Abs.1 Nr.11 BauGB ist zulässig, wenn hinreichend gesichert ist, dass die Planung nur im Zusammenhang mit der angestrebten Gesamtplanung verwirklicht werden wird.
4) Eine "sonstige geeignete Maßnahme" im Sinne des § 1a Abs.3 Satz 3 BauGB ist eine naturschutzrechtliche Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahme jedenfalls dann, wenn die planende Gemeinde Eigentümerin der dafür vorgesehenen Grundstücksfläche ist, sie die Maßnahmen im Verfahren der Planaufstellung näher beschrieben, sich zur Durchführung der Maßnahme selbst verpflichtet hat und die Fläche Gegenstand der (überörtlichen) Regionalplanung ist.
§§§
02.158 Vollstreckungsabwehrklage |
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BVerwG, B, 19.09.02, - 4_C_10/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
VwGO_§_167 Abs.1 S.1; VwGO_§_168 Abs.1 Nr.1; ZPO_§_767; BauGB_§_35 Abs.1 Nr.6; BauGB_§_35 Abs.3 Satz 3
Vollstreckungsabwehrklage / rechtsvernichtende Einwendung / Bauvorbescheid / Windenergieanlage / Flächennutzungsplan / Konzentrationszone / Sonderbaufläche.
Gegenüber der Vollstreckung aus einem rechtskräftigen Verpflichtungsurteil auf Erteilung eines Bauvorbescheides für eine Windenergieanlage kann die Behörde die Vollstreckungsabwehrklage darauf stützen, dass nach Rechtskraft des Urteils durch eine Änderung des Flächennutzungsplans die Voraussetzungen des § 35 Abs.3 Satz 3 BauGB geschaffen wurden (Fortführung von BVerwGE,70,227).
§§§
02.159 Befreiung |
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BVerwG, U, 19.09.02, - 4_C_13/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
BauGB_§_31 Abs.2; BauGB_§_14; BauGB_§_15;
Befreiung / Ermessen / öffentliche Belange / gemeindliche Planungsabsichten / Veränderungssperre / Zurückstellung / bauplanungsrechtlicher Grundstücksbegriff.
1) Die Absicht einer Gemeinde, einen bestehenden Bebauungsplan zu ändern, kann die Versagung einer Befreiung im Rahmen der Ermessensausübung rechtfertigen.
2) Kann ein den planerischen Vorstellungen der Gemeinde widersprechendes Vorhaben nur im Wege einer Befreiung zugelassen werden, so bedarf es zu seiner Verhinderung keiner Veränderungssperre oder Zurückstellung, wenn die Befreiung rechtmäßig versagt wird.
§§§
02.160 Fahrerlaubnis |
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BVerwG, U, 24.09.02, - 3_C_18/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
FeV_§_20 Abs.1, FeV_§_23 Abs.1 S.2, FeV_§_24 Abs.1, FeV_§_76 Nr.9; StVG_§_3 Abs.6, StVG_§_6 Abs.1 Nr.1 Buchst.r + x;
Fahrerlaubnis, Neuerteilung einer -/ Neuerteilung einer Fahrerlaubnis / Entzug der Fahrerlaubnis und Neuerteilung / Fahrerlaubnis-Klasse / Umstellung von Fahrerlaubnis-Klassen / Übergangsrecht bei der Umstellung von Fahrerlaubnissen / Befristung einer neu erteilten Fahrerlaubnis / Bestandsschutz, kein - bei Neuerteilung einer früher unbefristeten und entzogenen Fahrerlaubnis / Gleichbehandlungsgebot, kein - bei Neuerteilung einer Fahrerlaubnis mit Inhabern von Fahrerlaubnissen bei deren Umstellungen.
§ 76 Nr.9 Satz 2 FeV betrifft Umstellungen bestehender Fahrerlaubnisse und hiervon erfasster Fahrerlaubnis-Klassen und ist daher grundsätzlich nicht zur Rechtfertigung für Abweichungen von Vorschriften über die Ersterteilung (hier: § 23 Satz 2 Nr.1 FeV) geeignet, die gemäß § 20 Abs.1 FeV bei der Neuerteilung früher entzogener Fahrerlaubnisse anzuwenden sind.
§§§
02.161 Auswahlentscheidung |
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BVerwG, B, 25.09.02, - 1_WB_27/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
GG_Art.33 Abs.2; SG_§_3; BPersVG_§_8;
Konkurrentenantrag / Leistungsgrundsatz / Bestenauslese / Beurteilung / Auswahlentscheidung / Auswahlkriterium / Standortwechsel.
Bei einer Auswahlentscheidung unter mehreren Soldaten, die nach Eignung, Befähigung und Leistung im wesentlichen gleich beurteilt sind, ist der Bundesminister der Verteidigung berechtigt, die Häufigkeit der Standortwechsel und deren Entfernung voneinander als zusätzliches am Leistungsgrundsatz orientiertes Entscheidungskriterium zwischen den Bewerbern heranzuziehen.
§§§
02.162 Versetzung |
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BVerwG, B, 25.09.02, - 1_WB_30/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
SG_§_10 Abs.3; Richtlinien zur Versetzung, zum Dienstpostenwechsel und zur Kommandierung von Soldaten vom 3.März 1988 idF vom 11.August 1998, Nr.5 Buchst.a und c
Versetzung / förderliche Verwendung / Verzicht auf laufbahnorientierte Förderung / Ehefrau / Berufstätigkeit / Versetzungsstichtag / Dienstposten / Wegfall.
Der Verzicht eines Soldaten auf eine laufbahnorientierte Förderung schränkt das Ermessen der personalbearbeitenden Stelle nicht derart ein, dass von einer aus dienstlichen Gründen erforderlichen Versetzung abgesehen werden müsste.
§§§
02.163 Beförderung |
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BVerwG, B, 26.09.02, - 2_B_23/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
VwGO_§_144 Abs.4; BLV_§_12 Abs.1 S.2 + 3; BGB_§_839 Abs.3; GKG_§_13 Abs.4 S.2
Beförderung, Zuerkennung eines Amtes mit Amtszulage als -/ Schadensersatzanspruch eines Beamten wegen verspäteter - bei Nichtgebrauch von Rechtsmitteln / Streitwert eines Verfahrens wegen Schadensersatzes infolge verspäteter Beförderung.
Der Streitwert eines Verfahrens, das einen Schadensersatzanspruch wegen verspäteter Beförderung betrifft, bestimmt sich nach § 13 Abs.4 Satz 2 GKG (6,5fache des Endgrundgehalts aus dem Beförderungsamt).
§§§
02.165 Approbation |
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BVerwG, U, 26.09.02, - 3_C_37/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
ApG_§_2 Abs.1 Nr.4, AoG_§_4 Abs.2; BApO_§_4 Abs.1 S.1 Nr.2, BApO_§_6 Abs.2 VwGO_§_137 Abs.2
Approbation, Widerruf der - eines Apothekers / Widerruf einer Apotheker-Approbation / Apotheker, Widerruf der Approbation eines -s/ Unzuverlässigkeit eines Apothekers / Unwürdigkeit eines Apothekers / Apothekenbetriebserlaubnis / selbständiger Apotheker, Widerruf einer Approbation eines -s wegen Unzuverlässigkeit bzw Unwürdigkeit / Abrechnungsbetrug gegenüber Kassen / Kassen, Abrechnungsbetrug gegenüber -/ Berufsverbot / Verhältnismäßigkeitsgrundsatz / Mittel, zulässiges, milderes und gleichgeeignetes -/ Geeignetheit des milderen Mittels / Berufspflichten eines Apothekers, Verstoß gegen -/ Revisionsgericht, Bindung des -s an tatsächliche Feststellungen / Tatsachenfeststellung, unzulässige und fehlende Bindung des Revisionsgerichts / Vergleich, gerichtlicher bzw außergerichtlicher - und Tatsachenfeststellung / Strafbefehl, Würdigung der in einem - enthaltenen Wertungen im Behörden- und Gerichtsverfahren.
1) Einem (selbständigen) Apotheker ist die Approbation mit der Folge zu entziehen, dass er auch nicht als angestellter Apotheker tätig sein darf, wenn ihm Abrechnungsbetrügereien oder sonstige Abrechnungsunregelmäßigkeiten gegenüber Kassen nachgewiesen werden können, die nach Zahl und Gewicht der Verstöße die Prognose zulassen, der Apotheker könne auch zukünftig schwerwiegende Berufspflicht-Verletzungen begehen.
2) Zur Verwertbarkeit von in rechtskräftigen Strafbefehlen und gerichtlichen Vergleichen enthaltenen Feststellungen für verwaltungsbehördliche und -gerichtliche Verfahren.
§§§
02.166 Pflegesatzgenehmigung |
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BVerwG, U, 26.09.02, - 3_C_50/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
KHG_§_18 Abs.5; BPflV_§_20 Abs.3, BPflV_§_28 Abs.6; StabG_§_1, StabG_§_2 2.GKV-NOG Art.10
Pflegesatzgenehmigung / Deckelung der Krankenhauserlöse / Stabilisierung der Krankenhausausgaben 1996 / Basiskorrektur des Budgets 1995 / Fehlschätzung der Veränderungsrate der beitragspflichtigen Einnahmen.
Die Fehlschätzung der Veränderungsrate der beitragspflichtigen Einnahmen der Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen im Jahre 1995 war nach § 2 Abs.2 StabG 1996 im Wege der Basiskorrektur der Berechnungsgrundlage zu berichtigen.
§§§
02.167 Pflegesatzgenehmigung |
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BVerwG, U, 26.09.02, - 3_C_51/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
KHG_§_8 Abs.5, BPflV_§_20 Abs.3, BPflV_§_28 Abs.6; StabG_§_1, StabG_§_2; 2.GKV-NOG_Art.10;
Pflegesatzgenehmigung / Bindung der Schiedsstelle an Entscheidungsgründe / Deckelung der Krankenhauserlöse / Stabilisierung der Krankenhausausgaben 1996 / Basiskorrektur des Budgets 1995 / Fehlschätzung der Veränderungsrate der beitragspflichtigen Einnahmen.
1) Wird die Genehmigung einer Schiedsstellenentscheidung über Krankenhauspflegesätze im verwaltungsgerichtlichen Verfahren aufgehoben, so hat die Schiedsstelle die Rechtsauffassung des Gerichts bei ihrer neuen Entscheidung in entsprechender Anwendung von § 20 Abs.3 BPflV zu beachten.
2) Die Fehlschätzung der Veränderungsrate der beitragspflichtigen Einnahmen der Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen im Jahre 1995 war nach § 2 Abs.2 StabG 1996 im Wege der Basiskorrektur der Berechnungsgrundlage zu berichtigen.
3) Die von den Tarifvertragsparteien des BAT im Jahre 1996 vereinbarte Einmalzahlung von 300 DM war nach § 1 Abs.1 Satz 2 StabG erlöserhöhend zu berücksichtigen.
§§§
02.168 Verkehrsbeschränkungen |
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BVerwG, U, 26.09.02, - 3_C_9/02 -
Originalurteil
StVO_§_45 Abs.1 S.1, StVG_§_45 Abs.1 S.2 Nr.5;
Verkehrsbeschränkungen, zugunsten Grundstückseigentümern zum Schutz vor verkehrsbedingten Erschütterungen / Erschütterungen, verkehrsbedingte - und Einschreiten der Straßenverkehrsbehörde / öffentliche Sicherheit, Schutz von Einzelnen vor verkehrsbedingten Beeinträchtigungen durch Vorschrift über - / Sicherheit, öffentliche - und Verletzung durch den Einzelnen schädigenden Verkehr.
§ 45 Abs.1 Satz 2 Nr.5 StVO kann auch Einzelnen einen Anspruch auf straßenverkehrsbehördliches Einschreiten zum Schutz vor Eigentumsbeeinträchtigungen durch unzulässigen bzw übermäßigen Verkehr (hier: durch Schwerlastverkehr hervorgerufene Erschütterungen und Gebäudeschäden) vermitteln.
§§§
02.169 Studienleistungen |
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BVerwG, U, 26.09.02, - 5_C_15/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
(96) BAföG_§_7 Abs.3 S.1;
Anrechnung von Studienleistungen bei Fachrichtungswechsel aus wichtigem Grund / Fachrichtungswechsel aus wichtigem Grund unter Anrechnung von Studienleistungen / Semesteranrechnung bei Fachrichtungswechsel aus wichtigem Grund.
1) Die Neufassung des § 7 Abs.3 Satz 1 BAföG durch das 18.BAföG-Änderungsgesetz lässt einen Fachrichtungswechsel aus wichtigem Grund förderungsunschädlich nur (noch) "bis zum Beginn des dritten Fachsemesters" zu.
2) Diese Zeitschranke gilt mangels abweichender gesetzlicher Regelung auch im Falle einer Anrechnung von Semestern der alten Fachrichtung auf das Studium in der neuen Fachrichtung.
§§§
02.170 Bagatellgrenze |
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BVerwG, U, 26.09.02, - 5_C_1/02 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
BSHG_§_111 Abs.2 S.1;
"Bagatellgrenze" bei der Kostenerstattung zwischen Trägern der Sozialhilfe / Kostenerstattung zwischen Trägern der Sozialhilfe, Umfang der -/ Bagatellgrenze Sozialhilfe, Umfang der Kostenerstattung zwischen Trägern der -.
Die Bagatellgrenze des § 111 Abs.2 Satz 1 BSHG steht einem Anspruch auf Erstattung der in einem zusammenhängenden Zeitraum von bis zu zwölf Monaten der Leistungsgewährung aufgewendeten Kosten nicht entgegen, wenn erstattungsfähige Kosten von 5 000 DM oder mehr angefallen sind; es ist nicht erforderlich, dass die Bagatellgrenze bereits in den ersten zwölf Monaten der Leistungsgewährung überschritten worden ist (Fortführung von BVerwG, Urteil vom 19.Dezember 2000 BVerwG 5 C 30.99 FEVS 52,221 = Buchholz 436.0 § 111 BSHG Nr.4).
§§§
02.171 Aufenthalt |
---|
BVerwG, U, 26.09.02, - 5_C_46/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
SGB-I_§_30 Abs.3 S.2; SGB-VIII_§_86, SGB-VIII_§_86a, SGB-VIII_89a, SGB-VIII_§_89c
Aufenthalt, gewöhnlicher - bei minderjährigen Kindern / gewöhnlicher Aufenthalt, Begründung eines -s bei minderjährigen Kindern, Kostenerstattung bei Zuständigkeitswechsel nach § 89c Abs.1, § 86c Satz 1 SGB VIII / Zuständigkeitswechsel / Kostenerstattung bei - in der Jugendhilfe / Jugendhilfe, Zuständigkeitswechsel in der -/
Die Begründung eines gewöhnlichen Aufenthalts im Sinne von § 30 Abs.3 Satz 2 SGB I bzw § 86 Abs.4 Satz 1 SGB VIII setzt auch bei minderjährigen Kindern eine tatsächliche Aufenthaltsnahme voraus; diese Voraussetzung kann nicht durch den bloßen Willen eines personensorgeberechtigten Elternteils, an diesem Ort einen gewöhnlichen Aufenthalt für das Kind zu begründen, oder entsprechende objektive Vorbereitungshandlungen (etwa Anmietung und Einrichtung einer Wohnung; melderechtliche Anmeldung) ersetzt werden.
§§§
02.172 Fremdgeschäftsführer |
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BVerwG, U, 26.09.02, - 5_C_53/01 -
Originalurteil = www.BVerwG.de
SchwbG_§_7 Abs.1, SchwbG_§_9 Abs.1 + 3, SchwbG_§_11 Abs.1 S.1;
Arbeitnehmer, Geschäftsführer einer GmbH als - / arbeitsgebergleiche Person, Anrechnung auf einen Pflichtplatz für Schwerbehinderte / Arbeitsplatz im Sinne des Schwerbehindertengesetzes / Ausgleichsabgabe, Erhebung einer - wegen Nichtbesetzung eines Pflichtplatzes für Schwerbehinderte / Fremdgeschäftsführer einer GmbH als arbeitgebergleiche Person / Geschäftsführer einer GmbH als arbeitgebergleiche Person / GmbH, Fremdgeschäftsführer als arbeitsgeberähnliche Person / Organstellung von GmbH-Geschäftsführer als Merkmal einer arbeitgebergleichen Person / Pflichtplatz für Schwerbehinderte, GmbH-Geschäftsführer auf einem - / Schwerbehinderte, Pflichtplätze für -/
Ein schwerbehinderter Fremdgeschäftsführer einer Kommanditgesellschaft und ihrer Komplementär-GmbH wird jedenfalls dann nicht auf einem Arbeitsplatz im Sinne des § 7 Abs.1 SchwbG beschäftigt, wenn ihm durch den Anstellungsvertrag eine für arbeitgebergleiche Personen charakteristische Selbständigkeit eingeräumt ist (Fortführung von BVerwG, Urteil vom 8.März 1999 BVerwG 5 C 5.98 Buchholz 436.61 § 7 SchwbG Nr.4).
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Saar-Daten-Bank (SaDaBa) - Frisierte Gesetzestexte - © H-G Schmolke 1998-2007
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